Didi Constantini (1955-2024) – Mehr als ein Trainer

Nachruf auf eine große österreichische Fußballpersönlichkeit.


Dieser Tage werden die besonderen sportlichen Qualitäten von Didi Constantini als Vereinstrainer und Teamchef hervorgehoben und das völlig zu Recht. Aber Constantini hatte auch einen zutiefst humanitären, egalitären und kritischen Zugang zum Sport. In einer Zeit, in der das Engagement gegen Diskriminierung im österreichischen Fußball noch keineswegs selbstverständlich war, ergriff er immer wieder das Wort und unterstützte die Aufbauarbeit von fairplay.    

Wegbereiter für fairplay und Antidiskriminierung

Schon 2005 machte der spätere ÖFB-Teamtrainer in einem fairplay-Interview klar, wo sein Wertekompass steht: „Für mich ist Rassismus ein Zeichen von absoluter Blödheit. Wenn einer eine Banane ins Spielfeld wirft, weil ein schwarzer Spieler spielt, dann ist das ein peinlicher Akt. Keiner kann etwas dafür, wo er geboren ist. Und die, die in sozial besser gestellten Ländern geboren sind, sollten eigentlich froh sein, dass es so ist, und andere Menschen und ihre Werte mehr schätzen.“ Im gleichen Interview vor fast 20 Jahren stellte er sich auch hinter den Fußball von Frauen: „Fußball ist in den Köpfen der Leute ein Männersport. In Ländern, wo der Frauenfußball professioneller geführt wird, hat er auch einen anderen Stellenwert. Österreich steckt diesbezüglich noch in den Kinderschuhen. Durch die schlechte finanzielle Unterstützung ist es unmöglich, dass sich der Frauenfußball dorthin entwickelt, wo er eigentlich sein könnte“.

Auch bei der Ablehnung von Diskriminierungen gegenüber queeren Menschen im Fußball nahm sich Constantini kein Blatt vor den Mund: „Homophobie ist absolut zu verurteilen. Dass solche Meinungen extrem dumm sind, ist logisch.“

Bei einer Diskussionsveranstaltung der Wiener Grünen unter dem Titel „Fans vom anderen Ufer“ 2006 verurteilte Constantini die homophoben Aussagen von Otto Baric, für den Constantin fast 4 Jahre als ÖFB Co-Trainer arbeitete. Baric meinte damals „Ich würde keinen homosexuellen Spieler bei mir spielen lassen…weil sie schwach und krank sind“. Constantini konterte: Die sexuelle Orientierung seiner Spieler sei ihm egal, was zähle, sei die Leistung.

Einsatz für Schwächere

Constantini war sich auch nicht zu schade, NGOs aktiv zu unterstützten. So besuchte er 2008 gemeinsam mit seinem Bruder Germar die Fußballschule des Wiener Vereins Delta Cultura auf den Kapverdischen Inseln. Dort absolvierte er mit den Coaches und Nachwuchsspielern Trainingseinheiten. Ziel von Delta Cultura ist die Bekämpfung der Ungleichverteilung von Wohlstand und Chancen. Anlässlich der UEFA EURO 2008 unterstützte Didi Constantini unser interkulturelles Euroschools 2008-Projekt mit Schulen in ganz Österreich.  

Auch als ÖFB-Teamchef war ihm der Einsatz für Schwächere ein Anliegen. Anlässlich der FARE-Aktionswochen im Jahr 2009 sagte Constantini „Gewalt, Diskriminierung und rassistische Beleidigungen sind noch immer nicht ausgestorben und darum muss es weiter ein Ziel all jener sein, die unseren Fußballsport lieben, entschieden dagegen aufzutreten!“. Er forcierte junge Spieler, die ohne ihren Beruf als Fußballer wohl noch öfter – alleine ob ihres Namens und/oder Aussehens - mit diskriminierenden Vorfällen konfrontiert würden. Dazu zählten Ümit Korkmaz, Rubin Okotie, Yasin Pehlivan, Veli Kavlak, Gyuri Garics, Marko Arnautovic oder Aleksandar Dragovic.

Seine Fußballcamps und die Arbeit mit Kindern waren Didi Constantini ein besonders Anliegen: „Das wichtigste im Leben, ist der gegenseitige Respekt. Alle Menschen müssen so behandelt werden. Auch einem Kind von sieben, acht Jahren muss ich Respekt entgegenbringen, und die Kinder verstehen das. Kinder werden absolut unterschätzt, von allen“.

Didi Constantini hinterlässt nicht nur im Fußball eine große Lücke, sondern er wird uns allen als Mensch und Humanist fehlen.

 

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