Im Herbst 2015 erlebte Österreich eine bemerkenswerte Welle zivilgesellschaftlichen Engagements für geflüchtete Menschen. Auch der heimische Sport zeigte große Solidarität. Viele Sportvereine, inklusive dem ÖFB-Nationalteam, hießen Flüchtlinge in Österreich willkommen. Neben der Bereitstellung von Sporthallen wurden auch zahlreiche Teams und Vereine ins Leben gerufen. Doch diese Initiativen brauchen Unterstützung und geeignete Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit langfristig fortsetzen zu können.
Hintergrund
Deshalb stellen sich folgende Fragen: Welche längerfristigen Konzepte und Strategien sind notwendig, um den neuen Migrant_innen im und und durch Sport gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen? Welche aktive Rolle können Geflüchtete und andere Migrant_innen im organisierten Sport als Freiwillige übernehmen? Welche Ausbildungsmöglichkeiten im Sport (z.B. Trainer_innen) gibt es? Und wie kann die Partizipation von Mädchen und Frauen mit Fluchterfahrung im Sport gelingen?
Die Frage, welche Rolle der Sport bei der Integration der neu angekommenen Migrant_innen in Österreich tatsächlich spielen kann, ist nicht nur eine Herausforderung, sondern bietet auch Chancen. Der organisierte Sport könnte die enorme gesellschaftliche Nützlichkeit und integrative Kraft des Sports eindrucksvoll unter Beweis stellen und nebenbei den so oft beklagten „Nachwuchsmangel“ beheben.
Sport Welcomes Refugees
fairplay, die Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung im Sport, hat im Herbst 2015 eine Kontaktbörse für Sportinitiativen mit Flüchtlingen in Österreich installiert. Mit Jahresbeginn startet fairplay nun gemeinsam mit Sportorganisationen wie dem Fußballverband der Republik Irland oder der portugiesischen Spielergewerkschaft sowie NGOs aus sieben weiteren EU-Ländern das europäische Projekt „Sport Welcomes Refugees - Social inclusion of newly arrived migrants in and through sport”. Die Partner des zweijährigen EU-Projekts kommen aus Ländern, die in der europäischen Flüchtlingskrise eine in verschiedener Hinsicht zentrale Rolle spielen, dazu gehören Deutschland, Italien, Ungarn, Finnland oder Griechenland. Das von fairplay koordinierte Projekt wurde aus europaweit 350 Einreichungen als einziges österreichisches Erasmus+ Sportprojekt ausgewählt.
Aufklärung, Weiterbildung und Ermächtigung
Wie schon beim Vorgängerprojekt European Sport Inclusion Network (ESPIN) zielt das neue Projekt darauf ab, die Beteiligung von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen wie Geflüchteten und Migranten_innen am Sport zu fördern. Konkret geht es beim Projekt „Sport Welcomes Refugees“ darum, die Teilhabe von neuen Migranten_innen auf unterschiedlichen Ebenen des Sports (formell und informell) durch Weiterbildung und die Sensibilisierung wichtiger Akteure im Sport (Trainer_innen, Amateurvereine, Sportpolitik) zu fördern. Zudem soll die migrantischer Selbstorganisation im Sport unterstützt werden und eine Studie europäischer Best-Practice Initiativen erstellt werden.