Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi ist nach dem ersten Outing eines bekannten, professionellen Fußballspielers die Diskussion um Homosexualität im Sport sowie um Homophobie speziell im Fußball entbrannt. Der ehemalige deutsche Nationalteamspieler Thomas Hitzlsperger hat am 8. Jänner 2014 der deutschen Wochenzeitung ZEIT ein Interview gegeben, in dem er seine Homosexualität einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Dieser Schritt ist sehr zu begrüßen, zeigt er doch, dass einerseits Homosexualität selbstverständlich in keinem Widerspruch zu Sportarten wie Fußball steht und andererseits, dass die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten (Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Queers) den Sport, und auch hier insbesondere den Fußball, immer noch begleitet. Hitzlsperger betonte, dass er das Outing nicht in erster Linie für sich und seine Freund_innen macht, sondern um die Diskussion um Homosexualität im Fußball voranzutreiben. Er will jungen Spielern und Spielerinnen ein Vorbild sein und ihnen Mut machen, zu ihrer Sexualität zu stehen, sowie homophobe Menschen und Denkweisen zu bekämpfen. Dass das Outing just vor den Olympischen Spielen in Sotschi geschah, die nicht zuletzt aufgrund der homophoben Gesetzgebung in Russland viel diskutiert sind, ist natürlich kein Zufall.
Kein Platz für Diskriminierung
Aktuell wird also in aller Öffentlichkeit über das Problem der Homophobie im Sport diskutiert. Das ist eine große Chance, um in der Sportcommunity mehr Bewusstsein für Diskriminierung im Fußball zu schaffen und gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen. In Österreich setzt sich die Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel aktiv für Antidiskriminierung ein. Bereits 2002 wurde die erste Stadionaktion gegen Homophobie im österreichischen Profifußball organisiert. Seit 2007 liegt der Fokus auf der besonders im Männerfußball weit verbreiteten und wenig problematisierten Homophobie, die auf sexistischen Männlichkeitsbildern fußt. In europaweiten und nationalen Kampagnen wurde mit Information und Fanzines zu sensibilisieren versucht, LGBT-Gruppen und Faninitiativen wurden unterstützt, um gegen Homophobie anzutreten. Vor allem wurden , Vereine, Verbände, Fans und einzelne Spieler_innen in die Verantwortung gezogen, um gemeinsam aktiv zu werden. Zusammen mit dem Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) und der Österreichischen Bundesliga werden bei den jährlich im Oktober stattfindenden Aktionswochen Maßnahmen nicht „nur“ gegen Rassismus, sondern auch gegen Homophobie und Sexismus gesetzt. So auch 2013, als es hieß: „Kein Platz für Diskriminierung“. Dieses gemeinsame Engagement gilt es nun zu vertiefen – leider auch, weil es in der Saison 2013/2014 in Österreich zu einigen homophoben Zwischenfällen kam.
ÖFB bezieht klar Stellung
In Reaktion auf Thomas Hitzlspergers Outing hat es vom ÖFB ein klares Statement gegeben, dass Diskriminierung im ÖFB nichts verloren hat und der ÖFB für Toleranz und Vielfalt steht. Anlass war die öffentliche Kritik am U-21 Nationalteamtrainer Werner Gregoritsch und seinen Aussagen aus dem Jahr 2011. Noch in seiner Funktion als Kapfenberg-Trainer hat er gemeint, dass ihm „das Wort Macho lieber als das Wort Schwuler“ sei und er Homosexualität „unnatürlich“ findet. Dass sich der ÖFB eindeutig von Homophobie distanziert hat, ist gut und wichtig.
Gründe dafür, dass in Deutschland das Outing eines Spitzenfußballers möglich wurde, liegen auch in der aktiven Verbandsarbeit, von der gelernt werden kann: neben klaren Statements gegen Diskriminierung setzt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit Jahren auch proaktive Maßnahmen. Zum Beispiel klären Broschüren über Homophobie auf und beraten Vereine und Spieler_innen, ein DFB-Wagen fahrt jährliche auf der Gay-Pride mit, Expert_innenrunden tagen und der DFB unterschrieb die „Berliner Erklärung“ gegen Homophobie. Mit dem Statement von Leo Windtner übernimmt der ÖFB im Kampf gegen Homophobie Verantwortung und auch ein Treffen mit der Europaabgeordneten Ulrike Lunacek und dem grünen Bundesrat Marco Schreuder weist in die richtige Richtung. Hier ist aber noch weit mehr Potenzial vorhanden, um gemeinsam das Engagement gegen Homophobie zu steigern. Seit 2012 gibt es ein gemeinsames Prozedere von ÖFB, der Österreichischen Bundesliga und FairPlay, wie auf gemeldete diskriminierende Vorfälle reagiert werden kann. Ein Ausbau dieses Meldesystems wäre zum Beispiel die Einrichtung einer Arbeitsgruppe gegen Diskriminierung beim ÖFB.
Sportminister Klug: "Diskriminierung lehne ich ab"
Auch Sportminister Gerald Klug reagierte auf die Diskussion um Homophobie und das Outing von Hitzlsperger, nachdem er auf einer Pressekonferenz darauf angesprochen wurde. Das Ministerium erklärte in einer Presse-Aussendung, dass Sportler_innen bei einem Outing unterstützt werden würden. Das Sportministerium fördert seit Jahren die Initiative FairPlay und seine Antidiskriminierungs-Aktivitäten und setzt damit klare Zeichen.
Die Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel sieht die aktuelle Situation als große Chance, um vieles zu verändern und Diskriminierung im Sport weiter abzubauen – das Bewusstsein für Homophobie war noch nie so groß wie jetzt! – und hofft auf ein noch stärkeres Engagement gemeinsam mit dem Österreichischen Fußball-Bund, dem Sportministerium, der Bundesliga, den Vereinen, Fans und der ganzen Sportcommunity.