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Kein Sommermärchen - Zur Situation des Mädchenfußballs
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Wir freuen uns alle wahnsinnig auf die heute beginnende EM! Schön, dass gerade so viel über den Frauen- und Mädchenfußball gesprochen wird - schade, dass es dabei allerdings nie um die Breite und den Nachwuchs und darum geht, unter welchen Bedingungen in Österreich gearbeitet werden muss. Keine Plätze, keine eigenen Mädchenligen, Sexismus am Spielfeld schon in der U7, fehlendes (gutes! respektvolles!) Angebot an Vereinen für Mädchen, keine Gelder .... Dass in Österreich fast kein Verein, der in der Frauenbundesliga spielt, auch nur ein einziges Mädchennachwuchs-Team stellt, dürfte eigentlich nicht sein. Dass ein Verein regelmäßig Women‘s Champions League spielt, ohne eine einzige seiner Spielerinnen selbst ausgebildet zu haben, sollte eigentlich gar nicht möglich sein! Nachwuchsarbeit, und damit auch Arbeit im Sinne des Breitensports und der allgemeinen Förderung einer Sportkultur, sollte Bedingung sein, wie bei den Männern auch. Es gibt im Frauenbereich in etwa doppelt so viele Erwachsenen-Teams wie Nachwuchsteams - logisch wäre eigentlich das Gegenteil. In ganz Wien gibt es insgesamt nur sechs Vereine, die in einzelnen Jahrgängen Mädchen-Nachwuchsteams stellen:
Mit vier Nachwuchs-Teams ganz vorne dabei sind FC Altera Porta, First Vienna FC und ASK Erlaa TORPEDO 03 (früher FC Torpedo 03); USC Landhaus stellt 3 Teams; ASV 13 zwei und die Austria eins. Mädchen, die bei den Burschen mitspielen, gibt es auch - aber immer nur sehr wenige pro Jahrgang, viel zu wenige um später eine Frauenbundesliga zu speisen.
Während gern über fehlende Frauenteams bei Rapid & Co gesprochen wird, ist das Interesse an den bestehenden - sehr wenigen - Frauen- und Mädchenteams nicht vorhanden. Die Mühen der Ebene, die aber die Basis für die Spitze sind, die täglichen Kämpfe um Raum – Fußballplätze, Trainingszeiten, Heimspielzeiten, Garderoben und irgendwelche Ecken zum Trainingszeug lagern -, Infrastruktur, Unterstützung von Stadt, Gemeinde und Verbänden. Gerade in Wien ist die Rede von der Wichtigkeit des Mädchensports ein blanker Hohn wenn man selber in einem Sportverein tätig ist, ein Entgegenkommen wenn es um z.B. Sportplätze der Stadt bzw. der Dachverbände geht null - im Fußball genauso wie im Eishockey.
Dass großartige Leistungen und Großereignisse wie die Euro, die heute startet, auch nachhaltig Effekte haben, liegt bei den Fußballverbänden und Gemeinden - dass sie den Mädchen- und Frauenfußball durch Infrastruktur und Budget stärken. Nicht in Form von netten Projekten, sondern durch systematische Unterstützung der Mädchen- und FrauenfußballVEREINE.
Und durch klare Vorgaben wie zB:
- mindestens 20% der Platzzeiten müssen an Mädchen und Frauen gehen (entweder gründen Fußballvereine eigene Mädchenteams, oder müssen die Zeiten anderen Mädchen- und Frauenvereinen zur Verfügung stellen)
- jeder Frauenbundesligaverein muss mindestens vier Mädchen-Nachwuchsteams stellen
- neue Sportplätze gehen primär an Mädchenvereine bzw. solche, die relevant viele Mädchenteam stellen
- 50% der Sponsoringgelder von Staats- und stadtnahen Unternehmen (Stichwort Wien Holding) gehen an den Mädchen- und Frauensport
- kein Steuergeld mehr für Trainingszentren, Stadien, Sportplätze etc. wo nicht Raum und Infrastruktur für Mädchenteams mitgedacht wird
Dann sind wir bei der nächsten EM vielleicht endlich auch nicht nur in der Spitze topp, sondern auch in der Breite und haben eine Frauen-Bundesliga, wo nicht nur 1-2 Vereine oben mitspielen können, sondern 12. Das wäre doch was!
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