Als "gute und dringend notwendige Neuorientierung" sieht Sportminister Gerald Klug die vom IOC beschlossene Agenda 2020. "Ich habe mich im vergangenen Jahr stark dafür eingesetzt, dass Kriterien wie Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Zukunft viel mehr als bisher in die Vergabeentscheidung von Großsportveranstaltungen einfließen müssen. Nun hat das IOC auf den internationalen Druck reagiert und sich mit der Agenda 2020 eine neue strategische Ausrichtung gegeben. Das war ein erster wichtiger Schritt", sagt Sportminister Gerald Klug.
In der einstimmig beschlossenen IOC-Strategie finden sich auch Ansätze jener Forderungen, die die Initiative Nosso Jogo im Rahmen einer Petition gefordert hat, die am 23. Oktober 2014 in Lausanne dem IOC übergeben wurde.
An der NGO-Initiative sind 137 österreichische und 20 internationale Partnerinnen und Partner beteiligt, federführend die vom Sportministerium unterstützte Organisation Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC).
Nosso Jogo fordert bindende Menschenrechtsstandards bei Großevents und spricht sich gegen Diskriminierung aus. "In Empfehlung 4 hält das IOC fest, dass soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit als Teil der Olympischen Bewegung in allen Aspekten bedacht werden soll. Dieser Schritt ist zu begrüßen. In Empfehlung 14 ist festgehalten, dass Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung verboten ist. Aus unserer Sicht ist das eine weitere wichtige Feststellung in der Agenda. Für die verbindliche Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten bei Sportgroßereignissen erwarten wir vom IOC aber noch weitere Schritte, zum Beispiel eine verpflichtende Nachhaltigkeitsklausel in den Verträgen", sagt Martin Kainz, der Koordinator von Nosso Jogo.
Für Sportminister Klug sind weitere wichtige Ansätze in der Agenda 2020 zu finden, wie die Möglichkeit der länderübergreifenden Bewerbung, die verstärkte Einbindung von Behindertenorganisationen, der angestrebte Frauenanteil von 50 Prozent, transparentere Managementprozesse bei der Leitung der Spiele, die Neuausrichtung des Bewerbungsprozesses, offizielle Medaillenzeremonien nach der Disqualifikation eines Dopingsünders für nachrückende Medaillengewinner, die Forcierung von Kooperationen mit NGOs und international anerkannten Organisationen oder die Stärkung von Ethik, Compliance und Transparenz.
"Das IOC hat erkannt, dass es sich neu strukturieren und öffnen muss, damit die Olympische Idee weiterleben kann. Natürlich ist es bis zur Umsetzung der Empfehlungen noch ein langer Weg und weitere Schritte, wie beispielsweise Menschenrechtskriterien oder der verstärkte Kampf gegen Doping, müssen folgen. Ich würde mir wünschen, dass auch andere große Verbände wie der FIFA aktiv Reformen in Angriff nehmen. Das ist jetzt notwendig, um das Ansehen des Sports zu wahren", sagt Klug.
Célia Mara, brasilianische Musikerin und Vorstand der NGO Globalista, meint in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016: "Wir müssen von der Weltmeisterschaft 2014 lernen. Vom IOC erwarten wir uns verbindlichen Schutz der Rechte und Kultur der indigenen und schwarzen Bevölkerung, damit Rio 2016 faire Spiele für alle werden."
Die Initiative „NossoJogo – Initiative für globales Fair Play“ wird mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt.