Erneut schwulenfeindliche Entgleisungen beim kroatischen Fußballverband

Aktivist/innen fordern UEFA auf gegen Homophobie vorzugehen.

"Be visible" - das neue Kapagnenposter von EGLSF.

Entgegen dem europäischen Trend zu einer Enttabuisierung des Themas Homosexualität im Fußball, löste der Präsident des kroatischen Fußballverbands Vlatko Markovic mit seinen schwulenfeindlichen Aussagen Empörung aus.

 

Vlatko Markovic sagte in einem Interview für die Zeitung Vecernji List, dass er keine schwulen Spieler im kroatischen Nationalteam dulde: „Solange ich Präsident bin, werden sicher keine Homosexuellen im Nationalteam spielen!“

 

Gefragt ob er in seiner aktiven Karriere je einem schwulen Fußballer begegnet ist, sagte er: „Nein, glücklicherweise, Fußball spielen nur normale Menschen.“

 

Der europäische Schwulen- und Lesbensportverband EGLSF, dem 17.000 aktive Sportler/innen angehören, erwartet sich vom kroatischen Fußballverband eine öffentliche Entschuldigung und fordert die UEFA auf gegen Markovic ein Disziplinarverfahren einzuleiten.

Frühere UEFA-Strafe für Otto Baric

 

2007 verurteilte der europäische Fußballverband UEFA erstmals einen Funktionär aufgrund homophober Diskriminierung. Der frühere Teamtrainer von Kroatien, Otto Baric, erläuterte in einem Interview:
„Ich weiß, dass kein Homosexueller in meinem Team ist. Ich erkenne einen Schwulen innerhalb von 10 Minuten und ich will sie nicht in meiner Mannschaft haben.“

 

Baric wurde daraufhin von der UEFA mit einer Geldstrafe von 3.000 Schweizer Franken belegt.

EU-Parlamentarierin Lunacek: „Gegen europäische Werte“

 

Ulrike Lunacek, MdEP, Co-Vorsitzende der LGBT Intergroup im Europäischen Parlament und aktive Teilnehmerin in zahlreichen Euro-, Out- und Gaygames erklärte heute:
"Die homophobe Aussage von Vlatko Markovic ist sehr problematisch und außerdem fern jeglicher Realität im Sport, besonders in Anbetracht der Statusverhandlungen von Kroatien mit der EU als Kandidatenland. Die Umsetzung von EU Anti-Diskriminierungsrichtlinien ist eine Causa sine qua non um der EU beitreten zu können.
Homophobe Aussagen wie diese widersprechen vollkommen den europäischen Werten und erinnern an mögliche schreckliche Folgen von Homophobie, wie der tragische Tod von Justin Fashanu in 1998 - der englische Fußballspieler, der sich nach seinem Outing umbrachte. Markovic' Aussage unterstreicht die Bedeutung von Kampagnen wie FairPlay im Fußball, die sich gegen Diskriminierung und für die Akzeptanz von schwulen und lesbischen SportlerInnen, Fans und ZuschauerInnen einsetzen."

 

EGLSF-Aktivistin und Ex-Bundesligaspielerin bei Turbine Potsdam, Tanja Walter-Ahrens, erklärt: 
"Es ist sehr enttäuschend zu sehen, dass hochrangige Verbandsvertreter solche diskriminierenden Äußerungen gegenüber Homosexuellen auch im Jahr 2010 immer noch von sich geben. Fußballverbände und ihre Präsidenten haben eine hohe Verantwortung, wenn es darum geht jegliche Form der Diskriminierung im Fußball und damit in einem großen Teil der Gesellschaft anzuprangern und auch abzubauen. Mit seinen Worten jedoch bezeugt Vlatko Markovic, wie ewig gestrig der Fußball häufig immer noch ist!"

Österreichische Kampagne gegen Schwulenfeindlichkeit

 

In Österreich tritt die Kampagne FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel. gegen Homophobie im Fußball auf. Gemeinsam mit der Fußball-Bundesliga wurden im Oktober Stadionaktionen organisiert. Vor dem Anpfiff der Spiele haben die Kapitäne aller 20 Bundesliga- und Erste Liga-Vereine Botschaften gegen schwulenfeindliche Vorurteile im Fußball verlesen.

 

Das FairPlay-Projekt am VIDC koordiniert seit November 2009 das EU-Projekt „Football for Equality“ und arbeitet gemeinsam mit der UEFA, der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF) und dem Netzwerk Football Against Racism in Europe (FARE) an europaweiten Aufklärungsmaßnahmen.

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