Nach dem UN Human Rights Council Ende Juni in Genf beschäftigt sich auch der Menschenrechtsauschuss des Europäischen Parlaments mit dem Thema Sport und Menschenrechte.
Die Initiative Nosso Jogo und drei weitere internationale Menschenrechtsorganisationen wurden am 13. Juli nach Brüssel eingeladen, um die EU-Paralamentarier_innen über negative Auswirkungen von Rio 2016 und anderen Sportgroßereignissen zu informieren.
Auf dem Podium waren neben Nosso Jogo Koordinator Martin Kainz (fairplay-VIDC) auch die brasilianische Menschenrechtsanwältin Andrea Florence von Terre des Hommes und Jonathan Cornejo von Amnesty International UK vertreten.
In einer emotionalen Videobotschaft verwies Minky Worden von Human Rights Watch auf den Widerspruch zwischen den hehren Olympischen Idealen und der „hässlichen Realität“ in den Austragungsstädten. Die Vergabe von Sportgroßereignissen an Menschrenrechtsverletzter mache das Problem nur größer. „Der Sport darf Menschenrechte nicht unterminieren, daher müssen in den Host-City-Verträge die Menschenrechte klar festgeschrieben werden.“
Zwangumsiedelungen
An die über 77.000 umgesiedelten vorwiegend armen Menschen in Rio de Janeiro erinnerte Andrea Florence. Zwangsumsiedlungen und die damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheit würden vor allem Kinder und Jugendliche der Gefahr von sexuellem Missbrauch und Gewalt aussetzten. Die EU-Parlamentarier forderte Andrea Florence dazu auf, sich für die Einhaltung der neuen Vereinbarung zwischen Stadt Rio und der Vila Autódromo einzusetzen. „Wir lieben Sport, aber Sport-Megaevents sind nur dann legitim, wenn sie Menschenrechte und insbesondere die Rechte von Kindern respektieren.“
Polizeigewalt
Jonathan Cornejo von Amnesty International UK thematisierte die sich verschärfende Polizeigewalt in Rio. Nach der WM 2014 hätten Tötungen durch die Polizei um 39 % zugenommen: „Die Behörden scheinen nichts aus der WM gelernt zu haben, es gibt zu wenig Ressourcen und auch keine Trainings für die Polizei.“
Strategien für die Zukunft
Martin Kainz von Nosso Jogo („Unser Spiel“) widmete sich möglichen Strategien, wie Mega-Events in Zukunft menschenrechtskonformer durchgeführt werden könnten. „Aus menschenrechtlicher Sicht ist es wichtig, sich mit globalen Sportveranstaltungen bereits bei der Ausschreibung auseinander zu setzen.“ Nach dem Zuschlag und der Unterzeichnung des Host-Vertrags komme die lange Vorbereitungsphase bis zur der Ankunft der Athleten. „Diese Phase ist die wichtigste, da geht es um den Bau der Sportstätten und der Infrastruktur und um Beschaffung.“ Internationale Sportorganisationen und Staaten müssten ihre Verantwortung wahrnehmen.
Neben einer diplomatischen Vertreterin Brasiliens und des Direktors für Jugend und Sport in der EU-Kommission António Silva Mendes, beteiligte sich auch die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Ulrike Lunacek an der anschließenden Diskussion. Sie plädierte dafür, im zukünftigen EU-Aktionsplan für Menschenrechte auch den Sport zu berücksichtigen. Lunacek verwies auch auf die bedauerliche Absenz von Vertreter_innen von internationalen Sportorganisationen trotz Einladung zu dieser Veranstaltung. Für IOC und FIFA gäbe es noch viel zu tun, damit sie ihren „Human Rights Record“ verbessern.
Anhörung zu den Olympischen Spielen in Rio
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