Die Showbühne der Wiener Lugner City bildete vergangen Donnerstag den Schauplatz einer nicht ganz alltäglichen Fußball-Diskussion. Aus Anlass des Europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs lud die Medienagentur Turklook den Nationalteamspieler Veli Kavlak (19), seinen Rapid-Mitspieler Ümit Korkmaz (22), sowie die Fußballerin Zehra Demir (24) vom DSV Wien 04 als Gäste ein. Das Podium wurde durch die Experten Michael Fanizadeh von FairPlay-vidc und den ehemaligen ORF-Sportmoderator Michael Knöppel, jetzt Sport in Wien TV komplettiert.
Rapid-Youngster Kavlak über Fremdenfeindlichkeit
Die erste Fragerunde widmete Kurier Sport-Chef Jürgen Preusser der Problematik des offenen Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit im Fußball. „Das eigentliche Problem beginnt, wenn in einem Spiel die Emotionen hochgehen, da kommt mitten im Spiel schnell einmal ein ‚Scheiß Tschusch‘“, berichtet der U20-WM-Held Veli Kavlak aus dem Alltag in der österreichischen Bundesliga. Auch die Stürmerin Zehra Demir von DSV Wien 04 berichtet von ausländerfeindlichen Beschimpfungen bei Auswärtsspielen „aber ich spiele mein Spiel und höre weg.“
„Das Grundproblem existiert auch in Österreich“, meinte der TV-Moderator Michael Knöppel, „und es geht darum es offen anzugehen. Ich war 25 Jahre beim ORF und wir haben uns kaum getraut zu sagen, was dass alles auf den Tribünen passiert, wir haben weggehört. Journalisten und Verein müssen sagen, da spielen wir nicht mehr mit!“
Josef Senel von der österreichisch-türkischen Agentur Turklook glaubt, dass die Integration auf dem Fußballplatz besser funktioniere, als anderswo: „Es ist wichtig das Veli und Ümit für Rapid gute Arbeit leisten und erfolgreich sind und nicht darum, dass sie Türken sind.“ Michael Fanizadeh, zuständig für das FairPlay-Programm bei der UEFA EURO 2008TM, gibt zu bedenken, dass es Spieler mit Migrationshintergrund sehr spät ins österreichische Nationalteam geschafft haben, „bei den Fans, den Trainern oder Vereinsfunktionären sieht es noch ganz anders aus. Die Rapid-Tribüne wird zwar immer mehr zum Abbild der Gesellschaft, bei den Frauen ist der Trend OK, aber bei den MigrantInnen gib es immer noch Probleme.“
Integrations-Bremse Ausländerregelung
Auf die integrierende Kraft des Fußball angesprochen, sagt Michael Fanizadeh: „Die Ausländer-Regelung im österreichischen Amateurfussball ist klar integrationshemmend.“ Der Paragraf 23 der ÖFB-Meisterschaftsregeln schreibt vor, dass nur drei Nichtösterreicher spielberechtigt sind. Tausenden von Menschen ohne österreichischen Reisepass bleibt durch diese fragwürdige Regelung die aktive Teilnahme am Amateurfußball und Jugendfußball (ab 16 Jahren) verwehrt.
Die Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel am vidc arbeitet seit 1997 für die Gleichstellung von MigrantInnen in allen Bereichen des Sports.