Ausstellung zu Homosexualität im Sport tourte durch Wien

Zwischen Elfriede Jelinek und Oscar Wilde durften 10 Tage lang Sportler_innen wie Amelie Mauresmo oder Justin Fashanu Platz nehmen – in der Bücherei Philadelphiabrücke war die Ausstellung „Gegen die Regeln – Lesben und Schwule im Sport“ von 15.-25.10.2012 zu sehen. Danach wanderte sie ins GUGG, wo sie von 26.10.-2.11. zu bewundern war.

 

Die Ausstellung wurde 2000 vom LesBiSchwulen Sportverein SC Janus und auf Initiative des Sozialwissenschaftlers Klaus Sator ins Leben gerufen. Seit dem wurde und wird sie immer wieder überarbeitet, ergänzt, neu gedruckt und für die Präsentation in Wien auch durch zwei Wien spezifische Portraits ergänzt, u.a. der Basketballerin Kathrin Oberhöller.

 


Sport & Sexualität

Dutzende Jugendliche, Kinder, Erwachsene, Shopping-Müde und Leseratten finden tagtäglich ihren Weg in die Zweigstelle Philadelphiabrücke, eine der größten Dependancen der Büchereien Wien, die direkt im Shoppingcenter „Arcade“ in Meidling liegt. Viele Leute seien über die 37 Banner der Ausstellung gestolpert, erzählt eine Bibliothekarin und  meint, dass die Reaktionen durchwegs positiv waren. Idee der Ausstellung ist es, sichtbar zu machen dass Heterosexualität nicht die einzige Lebensform ist. Was hat das mit Sport zu tun? Angenommen wird immer,  dass Marlies Schild ihren Freund und Helge Payer seine Freundin präsentieren. Die Rede ist viel von „Spielerfreundinnen“ – allerdings nicht, wenn die Kickerinnen selbst weiblich sind! Sexualität ist also ständig Thema, ohne dass wirklich darüber geredet wird. Schon gar nicht dann, wenn Sportler_innen nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entsprechen. Diese verstecken dann zumeist ihr „Privatleben“. Die Selbstverständlichkeit zu hinterfragen, mit der davon ausgegangen wird, dass Fußballer männlich und heterosexuell sind,  und damit Raum und Respekt für alle Menschen nicht nur, aber auch im Sport zu schaffen, war Ziel der Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel, die die Ausstellung im Oktober erstmals nach Wien holte.

 


Vorbilder schaffen

Die Ausstellung soll einerseits sichtbar machen, dass Homosexualität eine gesellschaftliche Realität ist und andererseits, dass leider auch Gewalt gegen Homosexuelle –Homophobie – ebenso und immer noch tagtäglich ist. Die Ausstellung erzählt die Geschichte(n) von LesBiSchwuler Selbstorganisierung, vom Kampf gegen Diskriminierung und portraitiert historische und zeitgenössische Sportler_innen. So soll Vielfalt geschaffen und Menschen dazu ermächtigt werden, Sexualität anzuerkennen und offen aus zu leben. Vorbilder zu haben ist notwendig, denn was aus der Öffentlichkeit ausgeschlossen wird – egal ob ignoriert oder bekämpft – hat kaum Chancen auf Anerkennung. Hier geht es nicht darum zu konstruieren, dass lesbische, schwule, trans- oder intersexuelle Menschen „anders“ seien, sondern darum, dass sie gleich sein sollten. Gleich an Rechten und Möglichkeiten, Sexualität zu leben wie heterosexuelle Menschen. Klaus Sator erzählte, dass Jugendliche durch die Ausstellung erkannten, dass sie nicht die einzigen sind („Schau, der ist ja auch schwul!“) und somit ermutigt wurden, für die Anerkennung der eigenen (Homo-)Sexualität in Familie, Schule & Co zu kämpfen. Gerade an öffentlichen, stark frequentierten Orten wie  der Bücherei Philadelphiabrücke ist das Zeigen alternativer Vorbilder, die die Vielfältigkeit von Gesellschaft repräsentieren, zentral und kann auch gut gelingen. Das fand auch die Leiterin der Zweigstelle Ehrentraud Holzer, die sich sehr darüber freute, Gastgeberin der Ausstellung zu sein.

 


GUGG amal!

Im Anschluss war die Ausstellung von 31.10 bis 2.11 im Gugg, dem Vereinslokal und Café der Homosexuellen Initiative (Hosi) Wien zu sehen. Die Ausstellung wurde auf ihrer Wien-Tournee von einer vierteiligen Veranstaltungsreihe begleitet und fand im Rahmen der jährlichen FARE-Aktionswochen gegen Diskriminierung im Sport statt. Ermöglich wurde das Projekt dankenswerter Weise durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Wien (MA 51, Sportamt) und der Kommission der Europäischen Union im Rahmen des von FairPlay geleiteten Projektes „Football for Equality – Tackling Racism and Homophobia with a focus on Central and Eastern Europe“. Wir danken allen Unterstützer_innen, Referent_innen, Kooperationspartner_innen und Besucher_innen!

 


FairPlay/NiSt

Die einzelnen Veranstaltungen sind nachzulesen unter:


Ausstellungseröffnung mit Klaus Sator am 15.10.2012:
<link http://fairplay.vidc.org/aktuelle-news/news/article/sport-jenseits-der-heteronormativitaet/ - external-link-new-window>Sport jenseits der Heteronormativität</link>

Lesung mit Almut Sülzle zu „Frauen, Fußball, Männlichkeiten“ am 17.10.2012:
<link http://fairplay.vidc.org/aktuelle-news/news/article/kein-bloeder-spruch-mehr/ - external-link-new-window>Kein blöder Spruch mehr</link>


Podiumsdiskussion zum Verhältnis von Sexismus & Homophobie am 19.10.2012:
<link http://fairplay.vidc.org/aktuelle-news/news/article/frueher-lesben-heute-sexsymbole/ - external-link-new-window>"Früher Lesben, heute Sexsymbole</link>"

Lesung mit Ronny Blaschke & Diskussion mit Simon Manzoni zu Homophobie im (österreichischen) Fußball am 30.10.2012:
<link http://fairplay.vidc.org/aktuelle-news/news/article/deutschland-sucht-den-schwulen-superkicker/ - external-link-new-window>"Deutschland sucht den schwulen Superkicker"</link>

https://www.fairplay.or.at/footer/archiv/ausstellung-zu-homosexualitaet-im-sport-tourte-durch-wien#top