Bei einem Testspiel des AC Milan gegen den Viertligisten Pro Patria wurde Kevin Prince Boateng von Seiten des Publikums mit Affenlauten bedacht. Daraufhin hat er den Ball auf die Tribüne geschossen, sein Trikot ausgezogen und das Spielfeld verlassen. Die gesamte Mannschaft folgte ihm, somit war das Spiel in Minute 26 beendet. Für diese Reaktion erhielt Boateng Zuspruch von allen Seiten – Spieler, Trainer und Fans. Nur einer empfand es nicht als richtig, dass man aktiv ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzt, FIFA Präsident Sepp Blatter. Der FIFA-Boss meinte, dass es „keine Lösung“ sei, einfach den Platz zu verlassen. Er fügte auch noch hinzu, dass man sich auf diese Weise ja auch vor einer drohenden Niederlage davon stehlen konnte. Mit letzterem hat er wohl nicht unrecht, jedoch gehört schon sehr viel Ignoranz und Gleichgültigkeit dazu, sich in dieser Situation zu so einer Aussage hinreißen zu lassen. Dies war jedoch nicht das erste Mal, dass Blatter mit einer sehr eigenwilligen Reaktion zu einem Rassismusfall aufhorchen ließ. (<link http://www.fairplay.or.at/aktuelle-news/news/article/fifa-praesident-blatter-leugnet-rassismus-im-fussball/ - external-link-new-window>"FIFA Präsident Blatter leugnet Rassismus im Fußball"</link>)
Kurt Wachter, Koordinator von FairPlay-VIDC, stimmt dem deutschen Fanforscher Gerd Dembowski zu, der die Aussagen Blatters als "dämlich" bezeichnet. "Die ganze Fußball-Community wartet auf Zeichen von Star-Spielern, und Boateng hat die Courage bewiesen, hier den Abgang zu machen. Das dann so formalistisch zu bewerten, finde ich sehr ungeschickt", meint Wachter im FM4-Interview.
Blatter und Platini betonen regelmäßig, wie völkerverbindend der Fußball sei und wie fehl am Platz jeglicher Rassismus. FIFA und UEFA unterstützen Anti-Rassismus-Kampagnen und sprechen Strafen gegen Verbände und Vereine aus, deren Fans ausfällig werden.
Auf die Fragen was die Bekenntnisse der Funktionäre und die Strafenaktaloge der Verbände geholfen haben, was man mit Plakatkampagnen und gut gemeinten Ansprachen der Kapitäne ausrichtet und ob man damit bei Rassisten im Stadion etwas erreicht oder ob es sich hierbei nur um Feigenblatt-Aktionen handelt, um den guten Willen der Verbände zu demonstrieren, antwortet Kurt Wachter sehr differenziert. Er hält PR-Maßnahmen ebenso für notwendig, um den Mainstream der Fans zu sensibilisieren. Aber natürlich, sagt er, muss auf Rassismus auch unmittelbar reagiert werden, sonst läuft man Gefahr, dass Vorfälle unter den Teppich gekehrt werden und ausufern.
Das gesamte Interview mit Kurt Wachter zum Nachhören findet ihr hier: <link http://fm4.orf.at/stories/1710750/ - external-link-new-window>Von Weltbürgern und Kleingeistern</link>