Cage Wolves MMA müssen Betrieb einstellen- Kampfsportszene verliert Ort der Präventionsarbeit
Durch die Schließung des Gyms der Cage Wolves Mixed Martial Arts in Wien-Floridsdorf verliert die Kampfsport-Landschaft in Wien einen wichtigen und progressiven Akteur. Am 4.12.2024 fand in mehreren Wiener Gyms eine großangelegte Polizei-Razzia statt. So auch bei Cage Wolves Besitzer und Head Coach Georg Schober. Das Polizei-Großaufgebot mit Hubschrauber, Hundestaffel und rund 40 Beamt*innen traumatisierte nicht nur die dort trainierenden Kinder, sondern verstörte auch den Besitzer. Nach Ende des Einsatzes, der auch von Magistratsbeamten der Stadt Wien begleitet wurde, wurde schließlich ein Widmungsfehler im Mietvertrag gefunden. Eine Behebung dieses Verwaltungsfehlers hätte Georg Schober finanziell nicht aufbringen können und entschied sich daher zur Einstellung seiner Vereinsaktivitäten mit Ende Februar.
Gym als Ankerpunkt für Jugendliche
Die Schließung des Gyms hat – nicht nur für den Betreiber – sondern insbesondere für die dort trainierenden Jugendlichen weitreichende Folgen. Während Schober für viele ein Ankerpunkt in einer schwierigen Lebensphase war und ihnen Struktur im- und außerhalb des Trainingsalltags gab, zogen die Kämpfer*innen weiter und trainieren nun Großteils in umliegenden Gyms in Floridsdorf und Donaustadt. Schober befürchtet, dass sie nun stärker in extremistische Strukturen im Kampfsport eintauchen könnten.
Ein Argument, dass auch Célina Brauneder nachvollziehen kann. Sie ist Sozialarbeiterin bei Streetwork Wien vom Verein „Rettet das Kind“ und war über 2 Jahre bei den Cage Wolves im Training dabei. Dort trainierte sie selbst im Rahmen ihrer Arbeit mit und war als Sozialarbeiterin für die Jugendlichen ansprechbar. Auch sie schätzt den offenen Zugang von Georg Schober und denkt, dass die Sozialarbeit in Kampfsport-Gyms zur Prävention von Extremismus beitragen kann. Ideen für weitere sozialarbeiterische Ansätze im Kampfsport gibt es zur Genüge (siehe Interview hier) – es bleibt abzuwarten, ob diese auch von Seiten der Politik unterstützt und finanziell ausgestattet werden. Der Bezirk Floridsdorf scheint gesprächsbereit und erkennt den Mehrwert der Arbeit (siehe Interview hier). Unter diesem Blickpunkt erscheint auch die Razzia bei den Cage Wolves und die damit einhergehende Schließung der Aktivitäten kontraproduktiv für die Präventionsarbeit im Bezirk und der Stadt.
Präventionsarbeit: Fehlende Strukturen im Kampfsport
In dieselbe Kerbe schlägt auch das Team von fairplay prevention. Das Projekt fördert im Rahmen der Möglichkeiten progressive Kräfte im Kampfsport mit dem Ziel eine vielfältige und offene Kampfsportlandschaft in Österreich zu unterstützen. Georg Schober war einer der ersten Gym-Betreiber der diesen Ansatz freudig begrüßte und sich auf Kooperationen einließ. So beteiligten sich die Cage Wolves mit einem Trainingsangebot an der Tagung „Vielfalt im Kampsport“ und an Kampagnen wie „90'' für fairplay“. Durch seine Offenheit gegenüber der sozialen Arbeit im Sport ermöglichte Schober zahlreichen Jugendlichen ein professionelles Betreuungssetting im Training. Die Cage Wolves leisteten einen Beitrag zur Förderung von Werten wie Solidarität, Vielfalt oder Gerechtigkeit im Trainingsalltag. Von den trainierenden Jugendlichen wurde das Gym als ein Ort der Stabilität angesehen (siehe Interview hier).
Die traurige Tatsache der Schließung der Cage Wolves bestärkt fairplay prevention gleichzeitig im Bestreben Sportstrukturen im Kampfsport mit Präventionsangeboten weiter zu unterstützen. Schließlich zeigt die Razzia, dass der Weg zu inklusiven Kampfsportangeboten noch ein langer und steiniger sein kann. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass es offensichtlich noch weitere Überzeugungsarbeit für politische Entscheidungsträger*innen benötigt.