„Deutschland sucht den schwulen Superkicker“, heißt eine inoffizielle Castingshow die in Deutschlands Medien läuft. Das stellt zumindest Ronny Blaschke, Autor des Buches „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“ gleich zu Beginn der Veranstaltung fest.
Im Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung, genannt „Fluter“, wurde Wochen zuvor das anonyme Interview eines schwulen Bundesligaspielers veröffentlicht, das allerorts für Aufregung sorgte. Ronny Blaschke führt die mediale Darstellung des Themas weiter aus, oft sei „der Schwule“, wie zuletzt in der Bild-Zeitung, exotisch dargestellt und skandalös inszeniert. Es herrscht eine Art „Fahndungsstimmung“. Stattdessen aber sollte die Thematisierung des gesellschaftlichen Problems Homophobie im Fokus der Aufmerksamkeit stehen – und nicht die ohnehin belastenden persönlichen Situationen von „heimlichen“ Homosexuellen im Profifußball.
… „erste Liebe“ Geographie-Lehrer, möglichst unauffällig verhalten, Situationen in der Dusche,…
Der Autor berichtet außerdem von schwul/lesbischen Fanclubs in Deutschland und in der Schweiz und fragt nach Gründen, warum in Österreich noch kein solcher existiert. Immer wieder berichtet er auch über seine Erfahrungen bei anderen Sportveranstaltungen, zum Beispiel bei den olympischen Spielen. Dort gab es zum 2. Mal ein „Pride House“ in dem sich lesbische und schwule Sportler_innen treffen konnten. In diesem Rahmen kam es sogar zu einem Outing einer südafrikanischen Sportlerin.
….hartes Training, perfektioniertes Schauspiel vor Kollegen, immer mehr aufkeimende aggressive Gefühle, kurz vorm Sprung zum Profi, Verletzung, wiederkehrende Aggressionen, eingekesselt von Gedanken,…
Nach den gelesenen Ausschnitten aus dem Buch und der Darstellung des persönlichen Zuganges zu dem Thema, begrüßt der Autor Ronny Blaschke den ehemaligen Fußballbundesligaprofi Simon Manzoni. Der ehemalige Torhüter des FC Wacker Mödling berichtet ebenfalls über sein Bestreben, Karriere im Profifußball machen zu wollen. Schnell bemerkte er aber dass seine Innenwelt und die Umwelt um ihn herum nicht kompatibel waren. In der Fußballerkabine sei kein Platz für Sensibilität und die wenigsten würden über ihre Gefühle reflektieren, meint Manzoni. Heute ist er Fußballtrainer und mentaler Coach. Einerseits trainiert er mit Kindern und Jugendlichen, momentan in einem Schul-Projekt mit Mädchen, Fußball. Andererseits coacht er Menschen im Sport und unterstützt sie in mentalen Belangen.
In der offenen Diskussion mit dem Publikum stellt Ronny Blaschke die Frage, warum sich so schwer aktive Bundesligaspieler (wir reden auch hier weiterhin in erster Linie vom Männerfußball) finden lassen, die Veranstaltungen zum Thema Homophobie im Fußball beiwohnen. Simon Manzoni glaubt, dass viele Angst haben mit dem Thema in Verbindung gebracht zu werden. Auch die Frage nach dem Leistungsdruck beantwortet der ehemalige Profi damit, dass Spieler im professionellen Geschäft immer besser und eigentlich nie gut genug sein können, also ein enormer Kampf und Druck vorherrscht.
…Erste Sexuelle Erfahrung, Beenden der Karriere, Outing vor Familie, Freunde und ehemaligen Teamkollegen…
Im Publikum wurde vorwiegend darüber diskutiert inwieweit Homophobie im Fußball eine besondere Rolle spielt, oder generell im Sport an der Tagesordnung steht.
Simon Manzoni meint, dass homophobe Sprechgesänge und Vereine bzw. Mannschaften „zusammenpassen“. Es gibt eine Interaktion zwischen den Protagonisten am Feld und den Protagonist_innen auf den Tribünen, beide beeinflussen einander. Bezüglich des Fußballstadions als gesellschaftlicher Mikrokosmos herrschen jedoch unterschiedliche Ansichten: Einerseits wird das Stadion und seine Zuschauer_innen als Bestandsaufnahme der Gesellschaft gesehen, ein anderer Diskutant setzt dem entgegen ,dass in Stadien niemals von einem Querschnitt der Gesellschaft gesprochen werden kann, da nämlich immer noch viel mehr Männer als Frauen vor Ort seien.
Wichtig sei es, so wird während der Diskussion festgehalten, dass bezüglich Homosexualität gemeinschaftlich an die Öffentlichkeit gegangen werde und dieser Druck eines Outings nicht an Einzelpersonen hängen bleibt.
Aktionen wie die von Fairplay in den Stadien, vor den Spielbegegnungen Botschaften gegen Diskriminierung zu verbreiten, seien gut aber des Weiteren müssen Vereine klare öffentliche Bekenntnisse zu den Themen abgeben bzw. Antidiskriminierung auf allen Ebenen verankern und leben. Dazu gehört auch die immens wichtige Fanarbeit, damit homophobe/sexistische Sprechgesänge ein für alle Mal aus den Stadien verbannt werden, und sich alle, die die Leidenschaft Fußball teilen, im Stadion wohl fühlen können.
Stefanie Gunzy
Anmerkung: Die kursiven Passagen des Textes sind Stichworte aus den Texten die Ronny Blaschke aus seinem Buch „Versteckspieler“ vorlas.