Ein afrikanisches Fußballfest trägt Trauer

Der tödliche Anschlag auf den Bus des togolesischen Nationalmannschaft zwei Tage vor dem Beginn des Afrika-Cups in Angola haben die Vorfreude auf das Jahr des afrikanischen Fußballs in Entsetzten, Unverständnis und Trauer verwandelt.

Erik Akoto bei einer FairPlay-Schulaktion

Mit der erstmaligen Austragung des traditionsreichen Afrika-Cups wollte Angola der Welt zeigen, dass es in dem ehemaligen Bürgerkriegsland nach oben geht. Die 27. Ausgabe des Coupe d‘Afriques des Nations (CAN) war als lokale Ouvertüre zur ersten Fußball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden gedacht, in einem Jahr, in dem die mediale Aufmerksamkeit wie nie zuvor auf den Kontinent gerichtet ist.

 

Der ehemalige GAK- und Austria Wien-Spieler und langjährige Unterstützer der FairPlay-Kampagne, Eric Akoto, blieb beim Anschlag unverletzt und befindet sich derzeit mit dem Team bei den Trauerfeierlichkeiten in Togos Hauptstadt Lomé.

 

Neue Wahrnehmung Afrikas?

 

Die Organisatoren in Südafrika sind angetreten, die erste afrikanische WM-Endrunde zu einer gesamtkontinentalen Anglegenheit zu machen. Der offizielle WM-Slogan lautet Ke Nako. Celebrate Africa's Humanity („Es ist Zeit, Afrikas Menschlichkeit zu feiern!"). Südafrika 2010 will damit Afrika als Ursprung der Menschheit in Erinnerung rufen und den Beitrag des Kontinents zur menschlichen Zivilisation hervorheben. Gerade angesichts der von Armut, Hunger und Krisen geprägten Realität in vielen afrikanischen Regionen.

 

Nachdem fünf Monate vor dem Anpfiff der Weltmeisterschaft die Sicherheitsbedenken gegenüber Südafrika fast verstummt sind, ist die Diskussion aufgrund der Ereignisse in Angola erneut aufgebrochen. Die südafrikanischen Organisatoren wehren sich zu Recht gegen unzulässige Generalisierungen („Afrika ist kein Land, sondern ein Kontinent aus 53 Staaten“) und, dass im Vergleich zu Europa mit zweierlei Maß gemessen wird.

 

Der Chef des WM-Organisationskomitees Danny Jordaan wehrt sich gegen diese Pauschalierungen: „Wenn es einen Krieg in Kosovo gibt und eine WM in Deutschland stattfindet, würde niemand fordern, die WM abzusagen, weil alle wissen, dass der Krieg in Kosovo ist.“ Die Entfernung von Cabinda zum nächstgelegenen WM-Austragungsort Polokwane beträgt 2800 km, das entspricht der Distanz Wien – Bagdad.

 

Einmal mehr wird in der medialen und öffentlichen Wahrnehmung wenig differenziert. Vielfach mangelt es an grundlegendem Wissen über die Hintergründe historisch bedingten Konflikte, die in die Zeit des Kolonialismus zurückreichen. Die Hoffnung, dass die WM als weltweit größter Medienevent eine neue, von Vorurteilen und Stereotypen befreite Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents herbeiführt, ist vorerst getrübt. Altbekannte Schlagzeilen über Chaos, Gewaltexzesse und Desorganisation dominieren die Berichterstattung.

 

Österreichweite Initiative Ke Nako Afrika

 

Ende November 2009 wurde anlässlich der WM in Südafrika die österreichweite Initiative Ke Nako Afrika ins Leben gerufen. Das Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (vidc) gemeinsam mit der Austrian Development Agency (ADA) und der Afrika-Vernetzungsplattform wollen mit Ke Nako ein vielfältigeres und positiveres Image von Afrika in der Öffentlichkeit kommunizieren, ohne dabei die offensichtlichen Miseren zu verschweigen.

 

Dass sich quer über den Kontinent zivilgesellschaftliche Initiativen im Bereich des Sports für eine friedliche und menschliche Gesellschaft einsetzen, wird am 23. und 24. April 2010 eine internationale Konferenz in Wien unter dem Thema „Development through football - Sustaining the potential of the first African World Cup“ beleuchten. Hier werden VertreterInnen aus Ghana, Nigeria, Kongo, Kenia, Südafrika und anderen afrikanischen und europäischen Ländern über Perspektiven die der Fußball für die friedliche Entwicklung spielen kann, diskutieren.

 

Bella Bella Bitugu, Koordinator am vidc: „Dieser Vorfall sollte nicht als das einzige Gesicht Afrikas gesehen werden. Es gibt so viele positive Geschichten, Anstrengungen und Fortschritte auf vielen Ebenen.“

 

Nach dem Anschlag in Angola ist die Unterstützung für Projekte im Bereich Fußball und Entwicklung mehr den je gefragt.

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