Graphic Novel über Helmut Köglberger präsentiert

Am 18. März wurde beim Club 2×11 in der Hauptbücherei Wien die Graphic Novel über Helmut Köglberger vorgestellt.

Ein besonderes Projekt von Journalist und Autor Philip Bauer, Co-Autor Anatol Vitouch und Zeichner Eugenio Belgrado, das Fußballgeschichte, Zeitgeschichte und gesellschaftliche Themen miteinander verbindet.

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Die Veranstaltung war nicht nur eine Hommage an einen der bedeutendsten Fußballer Österreichs, sondern auch eine Reflexion über Rassismus, Integration und soziale Verantwortung. Philip Bauer, der schon als Jugendlicher Graphic Novels verschlang, erzählte, dass ursprünglich eine Geschichte über Herbert Prohaska geplant war, doch dieser zeigte kein Interesse an solch einem Buchprojekt. Kurze Zeit später entstand im Austausch mit Anatol Vitouch und Eugenio Belgrado die Idee, das Leben von Helmut Köglberger zu erzählen. Ein Glücksfall: Denn Köglberger hatte sein Leben akribisch dokumentiert – eine ideale Grundlage für eine fundierte Erzählung. Durch den Kontakt zu seinem Sohn Stefan Köglberger, Leiter des Oberösterreichischen Literaturhauses, erhielt Bauer Zugang zu dessen umfangreichen Archiv.

Detailverliebt gezeichnete Zeitreise

Aus den Recherchen, Daten und Fakten Bauers, entwickelte Anatol Vitouch den Spannungsbogen der Geschichte, während Eugenio Belgrado mit großer Akribie die Zeichnungen übernahm. Der Zeichner investierte viel Zeit in historische Recherchen – von Frisuren über Gebäude und Straßen bis zu Stadien. Es war eine Herausforderung, Österreich von den 1940ern bis in die 1970er Jahre authentisch visuell umzusetzen. Ziel war es nicht, eine Welt einfach zu kopieren, sondern sie zu verstehen und neu zu erschaffen. Fotos von Helmut Köglberger halfen dabei, ein authentisches Bild zu zeichnen.

Eugenio Belgrado sagte: „Ich habe durch die Arbeit am Buch viel über Fußball und die Leidenschaft daran gelernt. Hatte durch die Recherche den Eindruck, dass der Fußball damals authentischer war. Es ist auch eine echte Geschichte, Helmut Köglberger hatte ein faszinierendes Leben. Ich konnte ihn kennenlernen, ohne ihn gekannt zu haben.“

Ein Leben zwischen Rassismus und Fußballleidenschaft

Karl Daxbacher, ein Freund und Mitspieler Köglbergers bei FK Austria Wien und im österreichischen Nationalteam, erinnerte an einen lebensfrohen, humorvollen Menschen, der trotz rassistischer Erfahrungen im Nachkriegsösterreich Stärke und Gelassenheit zeigte. Besonders bewegend: das Freundschaftsspiel 1974 in Brasilien, das für Köglberger große Bedeutung hatte.

„Heli war ein richtig lustiger Kerl, ein super Fußballer, hat Fußball gelebt, hat alles in ein Heft eingetragen. Die Zeit war eine andere, es sind immer wieder abwertende, rassistische Kommentare von der Tribüne gekommen sind. Der Fußball hat ihm da sicher rausgeholfen, er ist sich auch kaum was anmerken lassen“, so Daxbacher.

Alte Zeitungsausschnitte zeigen, dass die Berichte sehr rassistisch waren. 1946 als Schwarzes Kind eines US-Soldaten und einer Oberösterreicherin aufzuwachsen, sei nicht einfach gewesen. Es gab praktisch keine Artikel ohne rassische Konnotationen, die Hautfarbe spielte immer eine Rolle, fügte Bauer hinzu.

Talent als Chance für sozialen Aufstieg

Stefan Köglberger gab einen sehr persönlichen Einblick in das Leben seines Vaters – als Fußballer, Trainer und sozial engagierter Mensch. Gemeinsam startete er mit ihm 2013 Projekt Acakoro (https://www.acakorofootball.com) in Nairobi, das Kindern aus den Slums Bildung, Fußballtraining und Zukunftsperspektiven bietet. Als das Projekt in Nairobi in Kenia gestartet wurde, wurden die Köglbergers angefragt. Damals war Helmut Köglberger Nachwuchsleiter beim LASK, sein Sohn Trainer im Nachwuchsbereich. Sie sind nach Nairobi gereist, haben sich das Projekt angeschaut und dann mitgemacht. Mittlerweile gibt es eine Akademie mit Training, Schule und Verpflegung für 150 Mädchen und Buben. Die Einbindung von Mädchen war ihnen immer wichtig. Sein Vater habe sich selbst in den Kindern gesehen, er hatte viel für soziale Gerechtigkeit übrig, so Stefan Köglberger. Es ist nicht der Anspruch des Projekts Profis auszubilden, sondern fürs Leben auszubilden, den Kindern den Sprung aus den Slums zu ermöglichen. Obwohl es mittlerweile einige die höchsten Ligen in Kenia oder sogar ins Ausland geschafft haben.

Stefan Köglberger glaubt, dass sich seine Eltern sehr über das Buch gefreut hätten: „Mein Vater war ein harter Trainer, ich hatte selbst mehrmals das Vergnügen. Er wurde zu einer Fußball-Ikone, zum Jahrhundert-Spieler des LASK gewählt. Ich wurde zum Fotografen auserkoren, um immer wieder Fotos mit Fans zu machen. Das Talent meines Vaters war seine Chance zum sozialen Aufstieg, und er hat sie auch genutzt. Er hatte eine unglaubliche Resilienz gegenüber Rassismus, es war ihm fast gleichgültig, wenn es Beschimpfungen gab.“

Die Graphic Novel erzählt von sozialem Aufstieg, von Widerstandskraft und von einem Mann, der sich trotz aller Hindernisse treu geblieben ist. Sie sei keine bloße Aneinanderreihung von Fußballmomenten, sondern ein lebendiges Porträt eines Mannes, der mit seiner Geschichte berührte und inspirierte – so das Fazit der der Moderatorin Nicole Selmer, Chefredakteurin des ballesterer Fußballmagazins.

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Der Club 2×11 ist eine Veranstaltung der Büchereien Wien, der fairplay Initiative, tipp3, Wir Frauen im Sport und des ballesterer.

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