VertreterInnen des österreichischen Fußballs traten heute bei einer Pressekonferenz in Wien vereint auf, um Rassismus, Homophobie und Ausgrenzungen jedweder Art eine Absage zu erteilen. Gemeinsam mit der Bundesliga, ÖFB, SK Rapid Wien und Spielern und Spielerinnen präsentierte die fairplay Initiative die österreichweiten Aktionswochen.
Am Wochenende setzen alle 20 Klubs der Österreichischen Fußball-Bundesliga ein starkes Zeichen für Vielfalt im Fußball: Unter dem Motto „Kein Platz für Diskriminierung“ finden österreichweit Stadionaktionen gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus statt.
Bei allen Spielen der 12. Runde der tipico Bundesliga (17./18. 10.) und der 14. Runde der Sky Go Erste Liga (19./20. 10.) rufen die Kapitäne in einem Statement gemeinsam dazu auf, gegen jegliche Form der Diskriminierung aktiv zu werden, und zeigen damit, dass der Fußball ein Vorzeigebeispiel für gelebten Respekt sein kann. Auch die ÖFB Frauen Bundesliga sagt in der 8. Runde (31. 10.) „Kein Platz für Diskriminierung!“ und ist damit die einzige Frauenliga in Europa, die geschlossen an den FARE Aktionswochen teilnimmt. An der Kampagne beteiligen sich auch viele Amateurvereine und Faninitiativen.
Der Vorstand der Österreichischen Fußball-Bundesliga, Christian Ebenbauer, die Notwendigkeit von Aufklärung und Prävention:
„Fußball ist ein Sport für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Sprache, Hautfarbe oder Religion. Die Bundesliga und ihre Klubs setzen sich seit vielen Jahren für ein gutes und funktionierendes Miteinander ein. Eine wichtige Rolle nehmen dabei auch die Fangruppierungen ein, die mit ihrer Stimmhoheit in den Fankurven einen großen positiven Einfluss nehmen können."
SK Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek plädiert für mehr gelebte soziale Verantwortung der Vereine:
„Wir haben bereits letzten Herbst Flüchtlinge ins Stadion eingeladen, bevor die große mediale Aufregung begonnen hat. Auch beim Wiener Derby sind wir mit Flüchtlingskindern eingelaufen. In einer schwierigen Lebenssituation bietet der Fußball Ablenkung."
Iris Stöckelmayr, Media Officer des ÖFB, hebt die Vorbildfunktion des erfolgreichen Nationalteams beim Thema Integration hervor:
„Der ÖFB, allen voran das Nationalteam, tritt aus voller Überzeugung für Vielfalt, Integration und Fair-Play ein. Das Nationalteam verfügt über einen mächtigen Hebel, der es ermöglicht, Botschaften an eine sehr breite Öffentlichkeit zu transportieren. So hat etwa die Respect-Refugees-Aktion des Nationalteams allein über die Social-Media-Kanäle des ÖFB über 1.000.000 Menschen erreicht und wurde in nahezu allen heimischen Medien transportiert.“
Dass neben den vielen positiven Beispiele Diskriminierung auch im heimischen Fußball nach wie vor ein Problem ist, machte Ex-ÖFB-Teamspieler Manuel Ortlechner (FK Austria Wien Amateure) deutlich:
„Viele Spieler wollen sich an heiklen Themen nicht den Mund verbrennen und dazu gehört auch Homophobie und das finde ich beschämend. Ich würde mir wünschen, dass es Initiativen wie fairplay keine weiteren 17 Jahre mehr bräuchte, sondern Diskriminierung schon früher kein Thema mehr wäre.“
Stefan Maierhofer, Ex-ÖFB Teamspieler, erklärt:
„Es ist traurig, dass wir 2015 immer noch über Rassismus reden müssen. Wir spielen Fußball, um Spaß und Erfolg zu haben. Als Spieler ist es uns tatsächlich vollkommen egal, wo wer herkommt oder welche Hautfarbe wer hat. In Österreich gibt es da einiges nachzuholen, im Vergleich zu England zum Beispiel."
Die Bundesligaspielerin des USC Landhaus, Lisa Ehold, meint, dass auch der Frauenfußball immer noch mit Stereotypen zu kämpfen hat:
„Es gibt das Vorurteil, dass Frauenfußball im Vergleich zum Männerfußball weniger athletisch ist und weniger Zweikämpfe hat. Aber der österreichische Frauenfußball feiert derzeit riesige Erfolge. Daher wäre mehr mediale Aufmerksamkeit wichtig, damit Frauen im Fußball bald gleichberechtigt sind.“
Nikola Staritz von der fairplay Initiative koordiniert und unterstützt österreichweit Fußball-Initiativen an der Basis:
„Neben den Bundesliga-Klubs ist vor allem die Teilnahme vieler Basisgruppen und Faninitiativen an den Aktionswochen extrem wichtig. Sie alle gemeinsam machen den Fußball aus und übernehmen gesellschaftliche Verantwortung. Rassismus und Homophobie, die Hetze gegen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion sowie gegen Flüchtlinge – das alles sind Probleme, gegen die wir weiterhin angehen müssen.“
Österreichischer Fußball ganz vorne mit dabei
Mit den Bundesliga-Stadionaktionen wurden seit 2004 mehr als 500.000 StadionbesucherInnen erreicht. Damit sind die Aktionswochen die größte österreichweite Kampagne für Vielfalt im Sport und seit zehn Jahren fixer Bestandteil im Terminkalender der österreichischen Profivereine.
FARE Aktionswochen in ganz Europa
Die europaweiten Aktionswochen des in Wien gegründeten Netzwerks FARE (Football Against Racism in Europe) finden seit 2001 jährlich im Oktober statt. Ursprünglich waren es Fangruppen, die sich für eine Fußballkultur frei von Diskriminierung stark machten. Inzwischen sind alle wichtigen Player im Fußball aktiv. Anpfiff zu den Aktionswochen war am 8. Oktober.
Die FARE-Aktionswochen in Österreich werden von fairplay, der Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung koordiniert, und in Partnerschaft mit dem ÖFB und der Österreichischen Fußball-Bundesliga umgesetzt. Weitere UnterstützerInnen sind das Sportministerium, die Stadt Wien/MA51, die UEFA, die Vereinigung der Fußballer (VdF) sowie die Europäische Kommission im Rahmen des ERASMUS+ Sportprogramms und das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA).
Honorarfreie Fotos (C) fairplay/Visnjic finden sich <link 2093 - internal-link>hier</link>