Play the Game Konferenz verhandelt Menschenrechte bei Mega-Sportevents

Alle zwei Jahre treffen sich bei der „Play the Game“ Konferenz kritischen Geister aus der Welt des Sports und verhandeln demokratische und andere Defizite des Sports.

Auch heuer kamen wieder mehr als 330 Wissenschaftler_innen, Sportfunktionär_innen, Journalist_innen und Aktivist_innen ins dänische Aarhus und debattierten ausgiebig in 35 Sessions. Ein Schwerpunkt lag auf der fragwürdigen Vergabepraxis von Sportgroßereignissen und der (Nicht-)Einhaltung von Menschenrechten.

In seinem Eröffnungsstatement kritisierte Jens Sejer Andersen von Play the Game, die FIFA hätte mit Russland und Katar die „zwei am wenigsten transparenten Länder“ als WM-Gastgeber gewählt, deren Bewerbungen von der FIFA selbst die schlechteste technische Bewertung aller Kandidaten erhalten hätte.

FIFA Mediendirektor Walter de Gregorio räumte ein, dass seine Organisation in der Vergangenheit „eine Menge Fehler gemacht“ habe. Er stimmte auch zu, dass die Entscheidung über die gleichzeitige Vergabe der WM-Endrunden an Russland 2018 und Katar 2020 ein "großer Fehler" gewesen wäre, welche Hinterzimmer-Absprachen und Deals gefördert hätte. Die unabhängige FIFA-Reformkommission (IGC) sei aber bei wichtigen Reformen im Bereich Transparenz und Governance vorangekommen. Der Vorsitzende der Reformkommission und Basler Rechtsprofessors Mark Pieth meinte dazu süffisant: "Die Reformierung der FIFA ist wie die Reform des Vatikan, auch wenn die derzeit vor uns sind."

Der Politologe Roger Pielke von der Universität Colorado warnte davor die Misere alleinig an der Person Sepp Blatter festzumachen. Es handle sich um ein Problem der Institution FIFA. Pielke sagte „Präsident Blatter könnte von Mutter Theresa ersetzt werden, aber die Problem würden die gleichen bleiben“.   



Menschenrechte: Wann soll die Grenze gezogen werden?


Kontrovers wurde auch das Thema Menschenrechte diskutiert. Leviathen Hendricks von der Federation of Gay Games sprach von der Unmöglichkeit - so wie bei Olympia 2012 in London - auch in Sochi 2014 ein Pride House, also ein Anlaufpunkt für Schwule und Nicht-Schwule zu betreiben. Ein neues russisches Gesetz will Minderjährige vor „nicht-traditioneller sexueller Orientierung“ schützen und kriminalisiert dadurch die öffentliche Thematisierung von LGBT-Anliegen. Stattdessen ruft Hendricks und seine Mitstreiter_innen in Sochi zum kollektiven Händchenhalten mit Personen des gleichen Geschlechts auf (siehe: <link http://holdhandsinsochi.tumblr.com/ - external-link-new-window>

holdhandsinsochi.tumblr.com

</link>).

Während die homophoben Gesetze Waldimir Putins nicht unmittelbar mit der WM in Verbindung stehen, sind die massiven Menschenrechtsverletzungen in Katar sehr wohl Folge des Sportevents. Laut britischer Zeitung Guardian sind im Jahr 2013 126 asiatische Wanderarbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen auf den WM-Baustellen Katars ums Leben gekommen. Hochgerechnet könnten bis zum Jahr 2022 noch bis zu 4000 migrantische Arbeiter sterben.  

FIFA Mediendirektor Walter de Gregorio sprach sich dafür aus, dass menschenrechtlichen Mindeststandards von zukünftigen Bewerberländer erfüllt werden müssten. Allerding handele es sich dabei um eine „philosophische Frage“, denn wo soll die Grenze gezogen werden?
"Würde Guantanamo Bay die USA von einer Bewerbung ausschließen", fragte der FIFA-Direktor. De Gregorio sieht die Sache positiv. Eine WM würde helfen das Thema Menschenrechte ins Rampenlicht zu setzen und Reformen in Gang bringen. "Ich glaube wirklich, dass Katar in zehn Jahren ein ganz anderes Land sein wird", meinte er.

 


FairPlay bei Play the Game


„Play the Game“ ist eine internationale Konferenz und Kommunikations-Initiative mit dem Ziel, das ethische Fundament des Sports zu stärken und zur Förderung der Demokratie, Transparenz und Meinungsfreiheit im Sport. Play the Game wird vom unabhängigen Dänischen Institut für Sportwissenschaften (Idan) getragen und hat seinen Sitz an der Universität Aarhus, Dänemark.

FairPlay-VIDC war durch Kurt Wachter, dem einzigen österreichischen Teilnehmer, vertreten. Er präsentierte in der Session „Sport as a development factor“ Ergebnisse einer empirischen Forschung zu Nord-Süd Partnerschaften im Bereich Sport für Entwicklung.    


Links:

<link http://www.playthegame.org/news/detailed/fifa-reform-is-it-producing-results-5686.html - external-link-new-window>FIFA Reform – is it producing results?</link>

 

Folien zum Vortrag von Kurt Wachter: <link http://www.playthegame.org/fileadmin/image/PtG2013/Presentations/31_October_Thursday/Kurt_Wachter_31_okt_14.15_Boegesalen.pdf - external-link-new-window>Setting up the Rules of the Game</link>

 

Alle weiteren Präsentationen, Bilder und Videos zum Download <link http://www.playthegame.org/conferences/play-the-game-2013.html http//www.playthegame.org/conferences/play-the-game-2013.html external-link-new-window external-link-new-window>hier</link>.


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