Porträtserie: Bühne frei für vielfältige & inklusive Vereine! #2
fairplay möchte jene Vereine und Initiativen vor den Vorhang bitten, die sich in ihrem Alltag für mehr Vielfalt, Inklusion und Antidiskriminierung in ihrem Verein und Umfeld einsetzen. Um Respekt zu zollen für die enorm wichtige Arbeit, die hier im und durch Sport geleistet wird, andere zu ermächtigen und Vorbilder zu schaffen.
Teil 2: die Diözesansportgemeinschaft Ferlach.
Autor: Stefan Bleyer
Die Diozesansportgemeinschaft, kurz DSG Ferlach ist seit vielen Jahren eine verlässliche Anlaufstätte für sportbegeisterte Spieler, Fans oder Menschen, die in manchen Belangen Hilfe benötigen. Im Verein wird soziale Gerechtigkeit nicht nur gepredigt, der Verein beweist sich als Musterbeispiel von gelebter Integrität. Egal ob im Nachwuchsbereich, dem Erwachsenensport oder der Fankultur, Menschen aus der ganzen Welt kommen am Sportplatz in Unterbergen zusammen und haben die Möglichkeit, hier ein Zuhause zu finden.
Vom Nachwuchs bis in den Erwachsenensport
Der Nachwuchsbereich der Diözesan-Sportgemeinschaft arbeitet wie eine gut geschmierte Maschine. Die Trainer können eine professionelle Ausbildung genießen und verfügen über pädagogische Kenntnisse. Diese werden in allen Bereichen des Nachwuchstrainings angewendet. Kinder bekommen von klein auf, neben dem nötigen Ballgefühl, auch das nötige Fingerspitzengefühl vermittelt. Beim Training in Unterbergen ist in jedem Alter jeder willkommen. Der Verein wird wie eine Familie geführt, vom Kleinkindalter aufwärts wird der respektvolle Umgang auf und neben dem Platz gelehrt und gelebt. So nimmt der Verein an einer Vielzahl an Projekten, wie der fairplay-Aktionswoche, aber auch weiteren Teil. Dazu wird bei den vereinseigenen Projekten und Veranstaltungen darauf geachtet, dass jene Werte, die der Verein mit der fairplay-Initiative teilen, auch vermittelt werden. Zuletzt nahm man wieder an den jährlichen Aktionswochen für Vielfalt und Diskriminierung im Fußball teil. fairplay Mitarbeiter David Hudelist ist besonders stolz: "Es freut mich, dass auch hier in Kärnten Teams mit dabei sind. Wichtig für uns bei fairplay ist aber die Arbeit abseits der Aktionswochen. Neben Beratung bieten wir Schulungen und Workshops für Vereine an oder organisieren Trainings und Camps für Kinder und Jugendliche".
Und bei jener Arbeit abseits der Aktionswoche ist die DSG Ferlach ein verlässlicher Partner. Egal ob beim großen Rosentaler Nachwuchscup, dem größten Nachwuchs-Fußballturnier Kärntens, oder beim Fußball-Starcamp im Sommer, der Verein ist stets darauf bedacht, diese wichtige Message, die fairplay vermittelt, an die jüngere Generation, aber auch im Erwachsenenbereich zu vermitteln und zu festigen.
Früchte der Arbeit
Viele der Geflüchteten, die eine neue Heimat in Österreich finden konnten oder temporär hier hergekommen sind, konnten auch ein zu Hause und eine Anlaufstelle im Verein finden. Der Verein wird durch neue Spieler*innen bereichert, die wiederum in eine Gemeinschaft aufgenommen werden und dem Verein, als Spieler*in, aber auch als Ehrenamtliche immer wieder aushelfen. Einer dieser freiwilligen Helfer – und Spieler ist Feroz Noori. Feroz wird in der Mannschaft liebevoll „Franz“ genannt und ist nun schon seit dem Jahr 2013 Mitglied der DSG Ferlach. Er ist als Spieler und abseits vom Platz eine verlässliche Hilfe und kaum mehr vom Verein wegzudenken.
Feroz wohnt im nahe gelegenen Heim für Geflüchtete in Ferlach - Görtschach. Barbara Ogris, Tochter des Obmanns des Vereins erzählt: „Wir arbeiten schon lange mit dem Flüchtlingsheim in Görtschach zusammen. Bernhard Markun hat Eingangs diese Zusammenarbeit geprägt und vorangetrieben. Seitdem holen wir immer wieder Kinder und Jugendliche aus dem Heim zum Verein, um ihnen das Fußballspielen zu lernen“.
Zu Beginn fand ein eigenes Training für die Kinder und Jugendlichen direkt im Heim in Görtschach statt, doch schon bald darauf wurde es auf die Sportstätte in Unterbergen verlegt; die Spieler wurden in die Nachwuchsteams integriert und heute spielen schon die ersten Spieler, wie jener Feroz, im bei den Erwachsenenbereich des Vereins
Sport als Mittel zur Integration
Sport an sich ist ja schon sehr wichtig für den Körper, die Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Welch tragende Rolle der Sport im Bereich Integration spielen kann, weiß niemand besser als Siegfried Stupnig, Leiter des ASPIS Projektes „FC. International“. Durch das vom Bundeskanzleramt finanzierte und vom Land Kärnten -Ko-finanzierte Präventionsprojekt mit Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten setzt der Psychologe Stupnig wichtige Schritte für eine erfolgreiche Integration. Eine wesentliche Rolle in Bezug auf die Integration spielt der Sport. Stupnig erklärt: “Sport ist die zentrale Maßnahme des Projektes. Über den Sport erreiche ich sehr viele Menschen. Am Fußballplatz kann man, wenn man so will, gesellschaftliche Verhaltensweisen einüben. Sprich, nur mit Anstrengung kann man etwas erreichen, in diesem Fall einen Sieg. Man soll Regeln beachten, in diesem Fall die des Schiedsrichters oder des Trainingsleiters, aber es geht mir auch darum Kontakte herzustellen“.
Stupnig beteuert, dass Sport den Menschen die Möglichkeit gibt, den Körper so richtig zu spüren, wieder Energie und Lebensfreude aufzutanken. Ebenso spielen die gesundheitlichen Aspekte des Sportes eine wichtige Rolle: sich zu bewegen und sich zu verausgaben, Grenzen auszutesten und kennen zu lernen.
Der Verein DSG Ferlach ist sich diesem bewusst. So werden verlässlich Betreuer und Bewohner des Görtschacher Heims zu den Camps und Veranstaltungen eingeladen. „Wir wollen, dass dieser gemeinsame inklusive Gedanken zu den Mannschaften kommt. Von Anfang an sind die Kinder dabei und daraus entwickelt sich ein beidseitiges Lernen mit gegenseitiger Rücksichtnahme“, sagt Barbara Ogris.
Ogris organisiert ebenso das Ferlacher Spielefest mit, in dem der ASPIS-Gedanke eine wichtige Rolle spielt. „Das ist ein Fest der Begegnung. In den ersten Jahren haben wir bewusst Kinder aus dem Heim eingeladen, die dann auch für nichts zahlen mussten. Bei unserem Fußball-Starcamp ist auch die fairplay Initiative stets involviert, um Sport mit Sozialem zu verbinden: auch hier sind immer Kinder von unserem Verein, aber auch vom Heim mit dabei“, erläutert Ogris.
Zurück zur Geschichte von Feroz. Er ist seit dem Jahre 2013 Teil der DSG-Familie. Als er ankam, hatte er die Möglichkeit, bei mehreren in der Umgebung beheimateten Vereine, Fußball zu spielen. Seine Entscheidung zur DSG zu gehen, begründet er wir folgt: “Die Leute, die vor mir zum Fußball wollten, haben sich auch für die DSG entschieden, deshalb bin ich mitgekommen. Ich habe mich schnell eingelebt und wohlgefühlt, auch wenn vieles für mich neu war. Wenn man längere Zeit mit unterschiedlichen Menschen verbringt, lernt man zu verstehen, wie diese ticken. Es gibt von Mensch zu Mensch individuelle Unterschiede, aber desto länger man mit jemanden zu tun hat, desto besser kennt man sein Gegenüber“.
Feroz Worte machen deutlich, was in der modernen Gesellschaft oft zu kurz kommt. Der direkte Kontakt zueinander. Es ist sehr einfach, über soziale oder klassische Medien voreilige Schlüsse zu ziehen. Durch den Sport haben Menschen mit verschiedenster Herkunft und diversen Hintergründen aber die Möglichkeit, sich zu begegnen und schätzen zu lernen sowie in ihrer Vielfalt kennen zu lernen. Und der DSG Ferlach bietet, wie viele andere Vereine auch, diese Begegnungsfläche. Barbara Ogris sagt dazu: „In Ferlach, aber auch generell in Zeiten wie diesen, kommen verschiedene kulturelle Personengruppen zusammen und die DSG Ferlach soll so ein Platz sein, an dem religiöse und kulturelle Hintergründe die zweite Geige spielen und jeder unabhängig von seiner Herkunft und Religion einen Platz zum Wachsen vorfinden kann."
Die DSG Familie
Mit dem Beispiel von Feroz, aber auch vielen anderen Menschen aus dem Heim in Görtschach und andern Menschen mit Migrationshintergrund, konnte sich die Diözesan Sportgemeinschaft Ferlach nachhaltig, langfristig verstärken. Neben seinen fußballerischen Qualitäten für die Mannschaft konnte sich die DSG-Familie vergrößern und neue Mitglieder und auch Freunde gewinnen. Feroz hilft leidenschaftlich mit, sollte Arbeit beim Verein anstehen und bereichert den ganzen Klub. Er selbst ist sehr froh, beim DSG Ferlach untergekommen zu sein und hofft, dass es so weiter geht. “Ich war von Anfang an bestens integriert. Ich habe mich nie als Ausländer gefühlt und ich hoffe, dass es so weiter geht und auch zukünftige Generationen so denken“.