Anlässlich des 16. Europäischen Fair Play Kongresses in Prag präsentieret die FRA am 28. Oktober die Vergleichsstudie zu Rassismus, ethnischer Diskriminierung und Exklusion von Migrant/innen und ethnischen Minderheiten im Sport in der EU, die von Georg Spitaler (Universität Wien, Institut für Politikwissenschaften), Salomé Marivoet (Universität Coimbra, Fakultät für Sportwissenschaften) und Elisabeth Kotvojs (FairPlay-VIDC) unter Mitwirkung von Piara Powar und Alison Vaughn (Kick it Out) durchgeführt wurde.
Fußball, Leichtathletik und eine jeweils dritte „nationale“ Sportart wurden in jedem EU-Mitgliedsstaat auf mehreren Ebenen untersucht: Frauen-, Männer-, Kinder- und Jugendsport, sowie Amateur- und Profibereiche. Diese Datenerhebung für den Zeitraum 2003 – 2008 wurde von den nationalen Focal Points des Europäischen Informationsnetzes über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (RAXEN) der FRA durchgeführt und beinhaltete auch Interviews mit Vertreter/innen nationaler und internationaler Sportverbände, Vertreter/innen von Antirassismusorganisationen, die im Sport aktiv sind, Sportler/innen und Fanvertreter/innen, sowie Vertreter/innen aus dem europäischen Parlament, der europäischen Kommission und dem Europarat.
„Datenlücken“
Erhoben wurde, wie sich direkte und strukturelle Diskriminierung gegen Personen (-gruppen) richten, sowie auf welchen Ebenen im Sport und in welchen Sportarten Diskriminierungen auftreten. Einen weiteren wichtigen Bestandteil der Studie stellte die Identifizierung der sogenannten „Datenlücke“ dar: wo existiert und wo fehlt Datenmaterial zu rassistischen und ethnisch diskriminierenden Vorfällen im Sport? Je besser das Monitoring, also die Beobachtung, Dokumentation und Sammlung rassistischer Vorfälle ausfällt, desto aussagekräftiger ist die jeweilige Einschätzung der Situation – das gilt im Sport wie in anderen Bereichen der Gesellschaft.
Untersucht wurden auch die Regulative der einzelnen Sportverbände im Hinblick auf ihre antirassistischen und antidiskriminatorischen Bestimmungen sowie deren Durchsetzung dieser (sofern vorhanden).
Unterrepräsentation von Migrant/innen und Minderheiten
Die Forschungsergebnisse zeigen unter anderem, dass in vielen Sportarten innerhalb der Europäischen Union ethnische Minderheiten und Migrant/innen unterrepräsentiert sind, ganz besonders dann, wenn es um Positionen auf Funktionär/innenebene geht. Insbesondere Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund sind unterrepräsentiert.
Außerdem zeigt die Studie, dass rassistische Übergriffe nicht nur im Profifußball stattfinden, sondern auch in anderen Sportarten, und dass vor allem der Amateurbereich und der Kinder- und Jugendbereich stark davon betroffen sind. Nicht nur Zuseher/innen, sondern Spieler untereinander, Schiedsrichter und Kluboffizielle treten dabei als Täter/innen auf.
Handbuch beschreibt Vorzeigeprojekte
Neben der vergleichenden Studie wird im Jahr 2011 als weiteres Forschungsergebnis auch ein Handbook of Good Practice veröffentlicht werden. Dieses enthält Beispiele, wie man auf verschiedenen Ebenen Rassismus, ethnische Diskriminierung und Exklusion von Migrant/innen und ethnischen Minderheiten im Sport bekämpfen kann. Zielgruppe sind Sportverbände und -vereine, Sportler/innen, Fans sowie andere Akteur/innen, die Sport als Mittel für soziale Inklusion nützen wollen.
Die Studie „Racism, ethnic discrimination and exclusion of migrants and minorities in sport: a comparative overview of the situation in the European Union“ ist in einer Kurz- und Langfassung auf <link http://www.fra.europa.eu/fraWebsite/news_and_events/infocus10_2810-new_en.htm - external-link-new-window>www.fra.europa.eu</link> als Download verfügbar.