pro supporters präsentiert Handbücher zu Fanarbeit in Europa

Zweitägiges Fanseminar in Wien geht mit Rundem Tisch zur Situation in Österreich zu Ende – Positives Fazit von pro supporters, UEFA, Exekutive und Bundesliga

Wien - Mit einem Runden Tisch zu Fananliegen und Fanarbeit in Österreich ist am Dienstag im Wiener Haus des Sports ein zweitägiges Seminar des internationalen Projekts pro supporters zu Ende gegangen. Vertreter_innen von Fanprojekten, Klubs, der UEFA, der Bundesliga, der Exekutive bekannten sich dabei zu einer Intensivierung des Dialogs mit Fußballfans. Bereits zuvor waren zwei Handbücher zu Fanarbeit in Europa präsentiert worden. pro supporters ist ein von der EU gefördertes Projekt und wird von der Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel koordiniert.

Im Handbuch zu »Supporters Charters in Europe« werden Empfehlungen für bilaterale Abkommen zwischen Fans, Vereinen und Verbänden gegeben und Best-Practice-Modelle vorgestellt.»Das Handbuch liefert keine vorgefertigte Anleitung für die Zusammenarbeit, es enthält vielmehr eine flexible Auflistung von Möglichkeiten, die sich bewährt haben«, so Daniela Wurbs vom Fandachverband Football Supporters Europe (FSE), der die 50-seitige Broschüre ausgearbeitet hat. UEFA-Vertreter William Gaillard bezeichnete das ab Ende Juni auch auf Deutsch verfügbare Handbuch als wichtigen Schritt für die Einbeziehung von Fans im europäischen Klubfußball. »Ich wünsche mir, dass Fans, Vereine, Verbände und Ligen gemeinsame Erklärungen unterzeichnen, damit wir den Prozess voranbringen können.«

 

Handbuch zu sozialpräventiver Fanarbeit

 

Das zweite, von pro supporters gestaltete Handbuch zu »Sozialpräventiver Fanarbeit in Europa« wurde auf Basis eines Austausches von Fanarbeiter_innen aus Österreich, Deutschland, Polen und Tschechien erstellt. Es enthält Informationen zu den verschiedenen Modellen in den Ländern und wurde in vier Sprachen publiziert.» Es war sehr wichtig, dass sich alle Beteiligten zum Abschluss des Projekts noch einmal persönlich getroffen haben. Wir wollen den internationalen Austausch zwischen den Fanprojekten vorantreiben und eventuell auf andere Länder ausweiten«, sagte David Hudelist von pro supporters – Koordination Fanarbeit Österreich.

Neben der Vorstellung der beiden Publikationen standen Workshops zu Fanthemen und Fanarbeit, die internationale Vernetzung und Gespräche mit fanrelevanten Institutionen im Mittelpunkt des zweitägigen Treffens. Unter den Teilnehmern waren unter anderem Vertreter der Fußball-Bundesliga, der Exekutive, des Innen- und Sportministeriums, der Spielergewerkschaft VdF, der UEFA, der European Professional Football Leagues und der European Club Association sowie Fan- und Klubvertreter_innen von Austria Wien, Sturm Graz, Wacker Innsbruck, der Vienna, Blau-Weiß Linz und St. Pölten.

 

Dialog mit Fans als präventive Maßnahme

 

Bei einer Podiumsdiskussion über Fandialog und Selbstregulierung von Fanszenen betonten alle Teilnehmer die Bedeutung eines dauerhaften Dialogs mit den Fans, unabhängig von etwaigen auftretenden Konflikten. Maximilian Prinz vom Innenministerium erklärte, die Exekutive in Österreich versuche nicht zuletzt durch das Modell der Szenekundigen Beamten, auf Fananliegen einzugehen. Thomas Gassler von pro supporters – Koordination Fanarbeit Österreich betonte die Notwendigkeit, dass Fans Verantwortung übernehmen und forderte die Vereine und Verbände auf, bestehende Angebote von Fanseite stärker zu nutzen. Beim abschließenden Runden Tisch bekannten sich alle Teilnehmer_innen zu einer Fortsetzung und Institutionalisierung dieser Form des Austausches. Künftig sollen zweimal jährlich alle fanrelevanten Entscheidungsträger des österreichischen Fußballs unter Vermittlung von pro supporters zusammenkommen.

»Wir haben zwei Handbücher präsentiert und es waren alle anwesend, die in den vergangenen 16 Monaten an dem Projekt gearbeitet haben«, zog Thomas Gassler ein positives Fazit des Seminars. »Was die Umsetzung der Theorie in die Praxis betrifft, bin ich zuversichtlich. Alle Beteiligten haben klar gemacht, dass sie daran glauben. Ich bin 14 Jahre auf nationaler und internationaler Ebene in der Fanarbeit tätig. In dieser Zeit sind Fans von den Institutionen selten so als Partner auf Augenhöhe akzeptiert worden wie bei diesem Seminar.«

 

Runde Tische als wichtiges Instrument

Pia Haschke vom Sportministerium bezeichnete den Runden Tisch zu Fananliegen als »wichtiges Instrument«, das allerdings noch detaillierter Vorbereitung aller Beteiligten bedürfe. Die Vertreterin des Ministeriums bekannte sich in ihrem Redebeitrag im Haus des Sports zu präventiver Fanarbeit. »Deshalb unterstützen wir dieses Projekt«, so Haschke, »ein strukturierter Dialog mit den verschiedenen Vertretern des Fußballs kann dazu beitragen, Gewalt und Rassismus zu verhindern.«

Alexander Schwärzler, Fanbeauftragter der Bundesliga, sieht das Seminar und die Arbeit von pro supporters ebenfalls als Schritt in die richtige Richtung. »Das Treffen hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig Kommunikation von und mit Fans und die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse ist«, so Schwärzler. »Die Weiterentwicklung in diesem Bereich ist zeitintensiv und soll vor allem über die Fanbeauftragten bei den Klubs funktionieren, die im Idealfall aus den Reihen der Fans ernannt werden«, sagte der Bundesliga-Vertreter. »In Österreich gibt es teilweise bereits sehr gut funktionierende Strukturen. Gerade bei Wacker Innsbruck und Sturm Graz wird viel Wert auf die Einbeziehung von Fans gelegt – und das findet auch international Beachtung.«

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