Vielfalt im Kampfsport - Nachbericht
Im Rahmen der Tagung „Vielfalt im Kampfsport – Gemeinsam gegen menschenfeindliche Ideologien und Antisemitismus“ wurde im S.C. Hakoah diskutiert, trainiert und reflektiert. Zusammengekommen sind am 22. und 23. Oktober Profiboxer*innen, Staatsmeister*innen, Hobby-Kampfsportler*innen, Trainer*innen, Gym-Betreiber*innen, Vereins- und Verbandsfunktionär*innen, Kampfrichter*innen, Eventveranstalter*innen sowie Professionist*innen aus der Sozialarbeit, Präventionsarbeit und Politik.
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Die Tagung wurde im Rahmen der fairplay Aktionswochen veranstaltet, die dieses Jahr erstmals auch im Kampfsport stattfanden. Das Motto „Gegen Hass und Hetze – für Vielfalt im Kampfsport“ mit tragischer Brisanz. Das gemeinsame Einstehen gegen jedwede Form von Antisemitismus und für eine offene Gesellschaft ist angesichts der Massaker der Hamas in Israel und dem Krieg im Nahen Osten auch in Österreich tagtäglich gefordert. Benjamin Nägele von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien betonte in seiner Eröffnungsrede die Relevanz der Tagung:
"Gegen diesen Terror zu zeigen, dass jüdisches Leben in der Mitte der österreichischen Gesellschaft selbstbewusst weitergeht. Wir haben uns ganz bewusst entschieden, Veranstaltungen wie diese weiterhin stattfinden zu lassen, um auch positive Akzente zu setzen." (Benjamin Nägele, IKG)
Mit unterschiedlichen Diskussions- und Trainingsformaten wurden auf der Tagung Themen zur Förderung von Vielfalt und Prävention menschenfeindlicher Ideologien im Kampfsport zusammengebracht. Die gemeinsame Reflektion des Phänomen Kampfs sowie die spezifischen Erfahrungen der Teilnehmenden konnten auf und abseits der Matten in Dialog gebracht werden. Veranstaltet wurde die Tagung von fairplay prevention und dem World Jewish Congress in Kooperation mit Vollkontakt – Demokratie und Kampfsport in den Hallen des Wiener Traditionsverein S.C. Hakoah.
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Durch das Programm führte Fanny Rasul. Ronald Gebhard und Paul Haber vom S.C. Hakoah führten die Aktualität der Tagung mit der Geschichte des jüdischen Sportclubs zusammen. Agnes Sirkka Prammer, Obfrau des Sportausschusses im Nationalrat betonte die Relevanz präventiver Arbeit im österreichischen Kampfsport. Stellvertretend für das Event-Team betonten Anna Traninger von fairplay prevention und Frank Fischer vom World Jewish Congress die überkonfessionelle Zusammenarbeit gegen jeden Antisemitismus sowie die gesamtgesellschaftliche Aufgabe für eine offene und vielfältige Sportkultur.
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Michael Schmied von fairplay prevention und Robert Claus vom Modellprojekt Vollkontakt gaben Einblicke in die Explorativstudie „Zum Stand der Präventionsansätze im österreichischen Kampfsport“. Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung verdeutlichen die Vielfalt der Kampfsportlandschaft wurde sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Disziplinen als auch der Struktur im organisierten Sport und kommerziell ausgerichteten Anbietermarkt. Zudem zeigen sie Potentiale wie auch Leerstellen in der Prävention menschen- und demokratiefeindlicher Tendenzen im Kampfsport. Die Bedarfe sind insbesondere hinsichtlich der Sensibilisierung und Wissensvermittlung in den Sportstrukturen, einer öffentlich wirksamen Sichtbarkeit sowie eines überverbandlichen Fachaustausch und Netzwerkarbeit zusammenzufassen.
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Mit diesem Aufschlag ging es im Trainingsformat weiter mit sportlichem Fokus im Stand und Boden. Insgesamt acht Disziplinen aus Kampfsport, Kampfkunst und Selbstverteidigung wurden im Rahmen der Tagung vorgestellt. Die Trainings richteten sich an Anfänger*innen wie Fortgeschrittene und luden zum Nachdenken über Trainingssettings ein. Die unterschiedlichen Stile im Anleiten, aber auch Absprachen mit dem Gegenüber beim gemeinsamen Rollen oder Schlagabtausch sowie das Verhältnis von Persönlichkeitsbildung waren Themen der Trainings-Reflexion.
"Man kann ganz viele Prinzipien, die im Kampfsport gelten oder die man im Kontaktsport erlebt auch umlegen auf den Rest vom Leben: Auf Kommunikation, auf Konfliktverhalten. Also wenn ich mich nicht provozieren lasse, dann werde ich auch in Konflikten oder in verbalen Konfrontationen mir leichter tun. Und sich nicht provozieren zu lassen lernt man auch gut im Kampfsport.“ (Irene Zavarsky, KaiGym)
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Anschließend fanden von Robert Claus und Anna Traninger moderierte Workshops statt. Dabei wurden Erfahrungen und Ideen der Teilnehmer*innen aus und zu ihren Kampfsport-Settings geteilt. Mittels Sichtbarmachen unterschiedlicher Dimensionen von Vielfalt in den jeweiligen Kampfsportstätten wurde in die Diskussion gegangen. Geteilte Beispiele problematischer Vorfälle wurden hinsichtlich der zugrundeliegenden Diskriminierungsform besprochen und gemeinsam mögliche Handlungsansätze erarbeitet. Gesammelt wurden zudem Aspekte, wie und auf welchen Ebenen Vielfalt im Trainingsalltag sowie im Verein, Verband- und bei Events gefördert werden kann.
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Die Diskussion aus dem Kleingruppenformat wurde im Rahmen des Podiumsgesprächs weitergeführt. Mit Tatiana Kai-Browne, Amir Sahil und Nikolaus Gstättner diskutierten drei Kampfsportvertreter*innen aus unterschiedlichen Disziplinen und Kampfsportstrukturen. Die Berichte von Konfrontationen und Umgang mit Antisemitismus, Rassismus und Sexismus im Kampfsport wurden dabei in ihren Rollen als Sportler*innen, Trainer*innen, Funktionär und Freizeitpädagoge diskutiert und konnten so auf unterschiedlichen Ebenen und Verantwortlichkeiten reflektiert werden.
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"Es braucht neben der Sensibilisierung eine dezidierte Aussprache der Vereine und Verbände, dass man gegen Antisemitismus ist." (Tatiana Kai-Browne, TigerTabs)
Beim gemeinsamen Abendessen fand der erste Tag einen Ausklang bei buntem Buffett und informellen Austausch. Tag 2 startete mit einer Vorstellung der Vereinsgeschichte durch S.C. Hakoah-Präsident Paul Haber: “1938 war der Einmarsch, der das Ende der Hakoah besiegelt hat. Und 2008 konnte ich sagen: “Die Hakoah ist zerstört worden, aber heute kehrt sie zurück auf ihren alten Platz.” Weitere Trainingseinheiten brachten die Teilnehmer*innen erneut auf die Matten. Für die Mittagessen wurde ins Maimonides Center, das angrenzende jüdische „Elternheim“ geladen.
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"Wir können uns für diese Veranstaltung keine geeignetere Location als den S.C. Hakoah vorstellen. Der Sportverein ist ein Ort jüdischen Lebens in Wien, an dem unterschiedlichste Menschen zusammenkommen und gemeinsam trainieren. Wir wollen die Geschichte des Traditionsvereins mit dem Heute verbinden und Netzwerke für Zukünftiges bilden." (Anna Traninger, fairplay prevention)
Im Vernetzungspanel rückten die Feminist Fighters Union und fairplay prevention den Fokus auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Kampfsport. Mit einem Ausblick auf Kommendes wurde die feminist fighters week sowie das Kampfsportangebot im Rahmen der Euro Games 2024 vorgestellt und zum aktiven Mitmachen eingeladen.
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Im Zusammentragen der Tagungsergebnisse hielten die Veranstalter*innen fest: das war erst ein Anfang! Die Tagung hat Akteur*innen aus unterschiedlichen Kampfsport-Ecke zusammen- und in Austausch gebracht. Wir bedanken uns bei jeder Person, die zum Gelingen dieser Tagung beigetragen hat! Es gibt im Kampfsport viel Engagement, viele Ideen und viel Wissen. Voneinander zu lernen und ein Netzwerk zu bilden war ein Ziel dieser Tagung. Um an diesem gemeinsamen Auftakt anzusetzen und konkrete weiterführende Angebote anzubieten, wird bereits gearbeitet.
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Gemeinsam für Vielfalt im Kampfsport!
Besten Gruß vom Eventteam & bis bald,
World Jewish Congress & fairplay prevention
Fotos: fairplay & Shahar Azran
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