Diskriminierung melden! Der ZARA Rassismus Report 2014

Medial und politisch forciert und zu wenig bekämpft: wie jedes Jahr dokumentiert der Verein ZARA Fälle rassistischer Übergriffe in Österreich und stellt diese in einen strukturellen Zusammenhang. Auch der Fußball ist mit dabei.

Am 21. März war der Internationale Tag gegen Rassismus. Rund um dieses Datum präsentiert der Verein „<link http://www.zara.or.at/>ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit</link>“ alljährlich seinen Rassismus-Report (<link http://www.zara.or.at/_wp/wp-content/uploads/2015/03/Zara_RR14_web_fin.pdf>Download</link>). Neben Workshops und Bildungsangeboten dokumentiert ZARA Rassismus in Österreich in all seinen Erscheinungs- und Ausdrucksformen. Für ein umfassendes Monitoring fehlen leider die Ressourcen weswegen ZARA auf die Meldungen aus der Zivilgesellschaft angewiesen ist – von den 794 im Jahr 2014 eingebrachten Meldungen kamen 31% von direkt von Rassismus Betroffenen, 52% wurden von Zeug_innen gemeldet, und 17% machte das unregelmäßige (Medien-)Monitoring der ZARA-Mitarbeiter_innen aus.

Antisemitismus und Rassismus gegen Muslim_innen

Gestiegen sind im Jahr 2014 in erster Linie Antisemitismus und Übergriffe auf als muslimisch wahrgenommene Menschen. Was nicht heißt, dass andere Gruppen nicht mehr von Rassismus betroffen sind, betont Lilian Levai von der ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus. Stattdessen kommt es eher zu einer Erweiterung und Zunahme jener Gruppen, die stark von Rassismus betroffen sind. Die Fälle das Jahres 2014 zeigen auch, dass der Anteil physischer Übergriffe zunimmt. Die Gründe dafür – Stereotype, das Abwerten anderer um sich selbst zu überhöhen, das „Treten nach unten“ oder rechte/rechtsextreme Ideologien – sind jedes Jahr dieselben und in vielen Bereichen (z.B. Polizeigewalt und ethnic profiling) gibt es auch jedes Jahr Ähnliches zu berichten ohne merkliche Verbesserungen.

Fußball gut vertreten

Auch der Fußball schafft es (fast) jedes Jahr in den Rassismus Report. Letztes Jahr war es der antisemitische Angriff auf einen Rabbiner im Vorfeld des Spiels SK Rapid Wien gegen PAOK Saloniki (<link http://www.fairplay.or.at/index.php?id=88&tx_ttnews%5btt_news%5d=1492&cHash=d7eb6addc5e5d68f9f65fcc83330116e>FairPlay berichtete</link>). Heuer sind es fünf Vorfälle. Einer davon hatte relativ viel mediale Aufmerksamkeit: bei einem Testspiel Maccabi Haifa gegen OSC Lille in Bischofshofen stürmten 20 Personen das Spielfeld und schlugen und traten auf die israelischen Spieler ein – die Platzstürmer gaben an, dies als Protest gegen Israel und den "Gaza-Krieg" getan zu haben (<link http://www.fairplay.or.at/index.php?id=88&L=0&tx_ttnews[tt_news]=2001&cHash=84b2a9e98263572b02772f0722277e77 - external-link-new-window>über die Reaktionen berichtete FairPlay</link>). Der antisemitische Übergriff in Bischofshofen erregte auch deshalb viel Aufmerksamkeit, weil im Nachhinein teilweise so getan wurde, als wäre Antisemitismus ausschließlich ein Problem muslimischer Migrant_innen, denn bei den 20 Antisemiten handelte es sich um Jugendliche mit türkischem Background. Dem ist natürlich nicht so – auch Herr und Frau Österreicher_in haben traditionell ein enges Naheverhältnis zum Antisemitismus wie nicht nur die österreichische Geschichte beweist.

Rassismus - subjektiv empfunden?

Ein anderer Fall aus dem Fußball betrifft ein privat organisiertes Turnier in Tirol: Ein Wiener Team mit Spielern bosnischer Herkunft wird systematisch von Fans, Schiedsrichter und Moderator rassistisch beschimpft und „nieder gepfiffen“. Die Veranstalter, eine österreichische Bank, reagieren nicht darauf und auch das im Nachhinein erfolgte Antwortschreiben der Marketing-Abteilung entschuldigt sich nur für die „subjektiv empfundene“ Ungerechtigkeit – was auch immer an Rufen wie „Ausländer raus“ oder „Fahrt zurück nach Jugoslawien“ nicht objektiv ersichtlich ist.

Auf dem rechten Auge blind

Der Trainer einer U16 Mannschaft machte eine Meldung bei ZARA: seine Spieler wurden rassistisch beschimpt, u.a. mit Aussagen wie "Du schworze Sau", "Ich hab Moslems umgebracht!" Der Schiedrichter, der laut FIFA-Regelement respektloses Verhalten gegen andere Spieler_innen mit einer gelben Karte ahnden müsste, hat darauf nicht reagiert.

Die zwei letzte bei ZARA dokumentierten Sport-Fälle basieren auf Medienberichten: Capos zweier Rapid-Fanklubs erzählen der Tageszeitung Kurier im Gespräch, warum Rassismus logisch und berechtigt ist. Und beim Spiel Edelstal gegen Höflein (2. Klasse Ost) wird der Edestaler Spieler Alaa rassistisch, u.a. als "Bananenefresser", beschimpft, ebenso wie sein Trainer Mehmet Dogan.

Diskriminierung melden!

Auch die Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spiel dokumentiert seit Jahren Diskriminierung (Rassismus, Rechtsextremismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus,…) im Fußball bzw. im Sport. Hierfür gibt es ein <link 279 - internal-link>Monitoring mit einem Online-Meldebogen</link> auf der Website. Die gemeldeten Fälle werden nicht nur dokumentiert sondern gemeinsam mit dem Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) und der Österreichischen Fußball-Bundesliga (ÖFBL) gibt es ein Prozedere, wie mit den Fällen umgegangen wird. Oberstes Ziel ist es, gemeinsam mit den betreffenden Vereinen, Verbänden und/oder Fans Gegenmaßnahmen zu ergreifen und zu entwickeln, damit diskriminierende Positionen und Übergriffe im Stadion und abseits davon keinen Platz mehr haben. Die Dokumentation und Bearbeitung der im Jahr 2014 eingegangen Meldungen ist noch nicht abgeschlossen, eines aber ist gewiss: zu den im ZARA-Bericht für 2014 angeführten Fällen im Sportbereich hätte FairPlay wieder einiges Unschönes zu ergänzen.

Antirassismus-Arbeit unterstützen!

Der Verein ZARA ist fast ausschließlich auf Spenden angewiesen – wer Anti-Rassismus-Arbeit unterstützen möchte, findet hier mehr Informationen:

<link http://www.zara.or.at/index.php/spenden>

www.zara.or.at/index.php/spenden

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